Die tierbezogenen Indikatoren zeigen mögliche Auffälligkeiten am Tier selbst auf. Beurteilt werden die Gesundheit, das Erscheinungsbild und das Verhalten eines Schafes. Dazu zählen das Auftreten einer Krankheit, aber auch der Grad der Verschmutzung der Wolle oder auffälliges Verhalten. Je früher eine Veränderung auffällt und richtig beurteilt wird, umso leichter und günstiger ist es, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Eine regelmäße Prüfung der Herde hilft also dabei, negative, aber auch positive Veränderungen zu erkennen. Hat eine vorgenommene Änderung die gewünschte Wirkung erzielt? Auch das zeigt sich durch die Erfassung von tierbezogenen Tierwohlindikatoren im Rahmen der betrieblichen Eigenkontrolle.
Während es bei kleinen Herden, für Hobbyhalterinnen und Betriebe, die nur ein paar vierbeinige Rasenmäher halten, möglich ist, jedes einzelne Schaf regelmäßig zu kontrollieren, geht es in großen Herden darum, Stichproben im Bestand zu untersuchen.
Neben der reinen Beobachtung, ob sich die Schafe normal verhalten und aussehen, sollte man sie auch anfassen. Das ist ohne zusätzlichen Aufwand möglich, wenn sowieso gerade Maßnahmen, wie eine Entwurmung, Scheren oder Klauenschneiden auf dem Plan stehen.
Eine regelmäßige Kontrolle der Bindehäute zum Beispiel zeigt, ob die Schafe an Blutarmut leiden. Dann sind die Bindehäute sehr blass. Blutarmut entsteht durch einen Mangel an Spurenelementen oder durch Blutverlust. Dieser kann Folge eines Befalls mit Ekto- oder Endoparasiten wie zum Beispiel dem Leberegel sein. Zeigt ein Einzeltier blasse Bindehäute hat es möglicherweise eine innere oder äußerliche Verletzung.
Andere tierbezogene Kriterien sind Nasenausfluss und Husten. Ursachen gibt es dafür mehrere, beispielsweise Lungenentzündung, Parasiten in den Atemwegen oder ein schlechtes Stallklima mit Zugluft oder zu geringem Luftaustausch. Regelmäßig durchzuzählen, an wie vielen Tieren solche Auffälligkeiten zu beobachten sind, hilft die Krankheitslage in der Herde einzuschätzen und Verschlechterungen oder Verbesserungen zügig zu erkennen.
Vor allem während der Laktationsphase und nach dem Absetzen der Lämmer müssen Schafhalterinnen und Schafhalter die Eutergesundheit im Auge behalten. Mastitis, Verletzungen und Verhärtungen an Euterhälften sowie hohe Zellzahlen in der Milch sind wichtige Indikatoren.
Ressourcenbezogene Indikatoren
Zu den ressourcenbezogenen Indikatoren zählen technische Parameter des Stalls und des Haltungsystems. Die Ausstattung von Stall und Weide mit allem Nötigen sind Grundlage einer guten Haltung und damit des Tierwohls. Saubere Tränken mit sauberem Wasser sind sowohl in der Weide als auch im Stall wichtig. Können auf der Weide alle Tiere gleichzeitig geschützte Stellen aufsuchen? Sie nutzen das, um zu Ruhen und Wiederzukäuen oder sich vor Sonne, Wind oder Starkregen zu schützen. Wo keine natürlich gegebene Möglichkeit vorhanden ist, sollte man diese schaffen.
Managementbezogene Indikatoren
Mit den managementbezogenen Indikatoren können zum Beispiel bestimmte Arbeitsabläufe und Praktiken des Betriebs auf das Tierwohl beurteilt werden. Hierunter fällt zum Beispiel, wie oft die Wolle kontrolliert wird und wann und wie das Scheren erfolgt. Auch die Häufigkeit der Klauenpflege zählt zu den managementbezogenen Indikatoren.
Ein wichtiges Kriterium, mit dem die Herdengesundheit erfasst wird, ist die Abgangsrate. Warum gehen wie viele Tiere aus der Herde ab? Wenn man die Ursachen kennt, warum Tiere auf dem Betrieb verenden oder aus anderen Gründen als der Schlachtung getötet werden müssen, kann man mögliche Mängel beheben. Die Dokumentation von Abgängen wird noch aufschlussreicher, wenn man sie zum Beispiel nach Altersgruppen differenziert.