Geburtsüberwachung beim Schaf Geburtsüberwachung beim Schaf

Wie verläuft die Geburt beim Schaf?

Die nahende Geburt kündigt sich beim Schaf durch mehrere unterschiedliche Anzeichen an. Kennt man diese, lässt sich der Zeitpunkt der Geburt sicher einschätzen. 

In den letzten Wochen der Trächtigkeit nimmt der Bauchumfang der Schafe immer weiter zu. Gleichzeitig ändert sich die Form des Bauches von oval zu rundlich.

Ab etwa 14 Tagen vor der Geburt schwellen die Schamlippen der hochtragenden Muttertiere an und die Schleimhaut wird rosafarbener und feuchter. Zu diesem Zeitpunkt ist der Muttermund noch vollständig verschlossen. Durch die gesteigerte Milchbildung nimmt das Euter deutlich an Größe zu und die Zitzen füllen sich mit Milch.

Unmittelbar vor der Geburt zeigen die Muttertiere eine zunehmende Unruhe mit häufigem Hinlegen und Wiederaufstehen, einer verminderten Futteraufnahme und der Absonderung von der Herde. Die Beckenbänder werden zunehmend elastischer und fallen ein. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Tiere nicht mehr umgesetzt oder getrieben werden. Stress kann zum Aussetzen der Wehentätigkeit und somit einer Verzögerung der Geburt führen.

Die physiologische Trächtigkeitsdauer beim kleinen Wiederkäuer beträgt 150 Tage. Mehrlingstragende haben eine verkürzte Trächtigkeitsdauer.

Die drei Phasen der Geburt

Eine ausreichende Kenntnis über den natürlichen Geburtsverlauf ist notwendig. Nur so können Betreuungspersonen ein beginnendes Geburtsproblem richtig einschätzen und rechtzeitig eingreifen.

Die Geburt lässt sich in drei Phasen einteilen und beginnt mit der Öffnungsphase. Während dieser öffnet sich der Muttermund durch den Druck der Fruchtblase. Das Gewebe des Geburtskanals wird weich und dehnbar und die Schleimhaut wird durch Schleimabsonderung gleitfähig. Das gebärende Muttertier wird deutlich unruhiger, zeigt häufiges Hinlegen und Wiederaufstehen, Zähne knirschen sowie Scharren in der Einstreu. Die Öffnungsphase kann zwischen zwei und fünf Stunden andauern.

Sobald der Geburtsweg ausreichend geweitet und die Fruchtblase in den Geburtskanal eingetreten ist, beginnt die Austreibungsphase. Während dieser wird das Lamm durch Kontraktionen der Gebärmutter (Wehentätigkeit) und der Bauchmuskulatur (Bauchpresse) durch den Geburtsweg nach außen getrieben.

Physiologisch werden Lämmer in einer Vorderendlage mit gestreckter Haltung in oberer Stellung geboren. Das Lamm kommt also mit dem Kopf voran, mit gestreckten Gliedmaßen und einer Rückenlinie parallel zu der der Mutter zur Welt. Andere Haltungen können unter Umständen der Grund für eine Schwergeburt sein.

Als Faustregel gilt in dieser Phase die "30-Minuten-Regel“: innerhalb von 30 Minuten nach Beginn der ersten sichtbaren Wehentätigkeit bzw. Bauchpresse sollte das erste Lamm geboren sein. Und zwischen der Geburt zweier Lämmer sollten ebenfalls maximal 30 Minuten liegen. Falls es in dieser Zeit nicht zur Geburt des (ersten) Lammes kommt, sollte eingegriffen werden. Außerdem sollten die Lämmer eine halbe Stunde nach der Geburt das erste Mal am Euter trinken.

Die dritte Phase der Geburt ist die Nachgeburtsphase. Diese ist durch die Ablösung der Fruchthüllen gekennzeichnet. Die Nachgeburt besteht aus den Resten der Eihäute sowie der Plazenta. Sie sollte innerhalb von zwei bis maximal vier Stunden nach der Geburt vollständig abgegangen sein. Ist dies nicht der Fall, spricht man von einer Nachgeburtsverhaltung und tierärztliche Beratung sollte hinzugezogen werden. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass Schafe ihre Nachgeburt häufig auffressen. Wenn es unklar ist, ob die Nachgeburt abgegangen ist, sollte das Muttertier regelmäßig auf Anzeichen einer Nachgeburtsverhaltung kontrolliert werden. Dazu zählen Scheidenausfluss, erhöhte Körpertemperatur sowie ein reduziertes Fressverhalten.


Letzte Aktualisierung 29.09.2023

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