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Neugeborene Lämmer haben besondere Bedürfnisse und benötigen eine erhöhte Aufmerksamkeit und Betreuung. Das Tierwohl-Kompetenzzentrum Schaf (TWZ Schaf) hat die wichtigsten lebensnotwendigen Maßnahmen zusammengetragen, die in den ersten Sekunden, Minuten und Stunden durchzuführen sind.
Schafe zählen zu den Nestflüchtern. Das bedeutet, dass gesunde Lämmer bereits kurz nach der Geburt in der Lage sind, ihren Müttern zu folgen.
Ein gesundes Lamm liegt bereits etwa 30 Sekunden nach der Geburt in Brust-Bauchlage. Wenige Minuten später beginnt das Mutterschaf damit, das Lamm abzulecken. Dies ist auch für eine gute Mutter-Kind-Bindung wichtig. Etwa zwanzig Minuten nach der Geburt beginnen Lämmer mit den ersten Aufstehversuchen. Zehn bis 30 Minuten danach sollte die erste Tränkeaufnahme am Euter des Muttertiers stattfinden.
Gerade bei Lämmern aus Schwergeburten oder wenn Geburtshilfe geleistet wurde, kann sich dieser Vorgang verzögern.
Zur Festigung der Mutter-Kind-Bindung können Schafe mit ihren Lämmern für die ersten Tage einzeln in Stitzbuchten aufgestallt werden. Eine ausreichende Pflege auch des Mutterschafes ist notwendig.
Hat man die Geburt beobachtet oder Geburtshilfe geleistet, sollte man sicherstellen, dass die Atemwege des Neugeborenen frei sind und gegebenenfalls Schleim und Reste der Eihäute aus Nase und Maul entfernen. Dies sollte durch abstreifende Bewegungen und nicht mittels Schleudern geschehen.
Es ist nicht notwendig und nicht zu empfehlen, die Lämmer dabei Kopf über zu hängen, da dadurch die Bauchorgane auf die Lunge drücken und so die Atmung zusätzlich erschwert wird. Durch das Schleudern kann es außerdem zu einem Schädel-Hirn-Trauma bei den Lämmern kommen.
Empfehlenswert sind spezielle Saugpumpen, die auf die Nase gesetzt werden und Fruchtwasserreste aus den Atemwegen entfernen. Sobald die Atemwege freigelegt sind, kann damit begonnen werden, das Lamm trocken zu reiben. Dies regt den Kreislauf der Lämmer an. Wenn sich der Kreislauf des Lammes stabilisiert hat, kann der Nabel mit einer Jodlösung desinfiziert werden, um späteren Nabelentzündungen vorzubeugen.
Im Anschluss an die Erstmaßnahmen sollte jedes Lamm segmental untersucht werden. Das bedeutet, man betrachtet jede Körperregion einzeln, von vorne nach hinten und von oben nach unten. Dieser Untersuchungsgang dient dazu, mögliche Missbildungen frühzeitig zu entdecken. Dazu zählt zum Beispiel die Gaumenspalte, bei der die Verbindung zwischen Maulhöhle und Nasenhöhle nicht verschlossen ist. Für Lämmer mit einer Gaumenspalte ist das Saugen erschwert und Milch kann in die Lunge und Nasenhöhlen fließen. Dies führt langfristig zu einer Lungenentzündung.
Wenn Oberkiefer und Unterkiefer nicht gleichlang sind, spricht man von einem Über- oder Unterbiss. Diese Lämmer sind auch nicht in der Lage den für das Saugen benötigten Unterdruck aufzubauen, sodass die Tränkeaufnahme je nach Ausprägung nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist.
Fehlt die Anlage für den After oder Enddarm, kann das Lamm keinen Kot absetzen. Dies kann durch die Einführung eines Fieberthermometers kontrolliert werden.
Rollt sich das untere Augenlid nach innen spricht man von einem Entropium, was durch die ständige Reizung der Hornhaut zu Augenproblemen führt. In den meisten Fällen kann tierärztlich durch einen einfachen Eingriff eine Verbesserung des Zustandes herbeigeführt werden.
Wichtig ist, dass Lämmer, die mit einer Missbildung geboren werden, sowie alle ihre Nachkommen nicht für die Zucht eingesetzt werden, um die hochwahrscheinliche Weitervererbung einer Missbildung zu unterbinden.
Lämmer werden ohne ausgereiftes Immunsystem geboren. Daher ist es wichtig, dass sie in den ersten Lebensstunden genügend Biestmilch, auch Kolostrum genannt, aufnehmen. Die Biestmilch ist reich an Antikörpern, die die Lämmer vor Erkrankungen schützen. Zudem enthält sie viele Vitamine und Energie.
Im besten Fall sollte die erste Tränkeaufnahme bereits eine halbe Stunde nach der Geburt erfolgen, spätestens jedoch drei Stunden danach. Zeigt das Lamm keine adäquate Tränkeaufnahme am Euter, sollte das Schaf abgemolken und das Lamm mit der Flasche gefüttert werden. Hat das Lamm keinen Saugreflex, kann ein Lämmerretter helfen. Dabei handelt es sich um eine Sonde, die über die Speiseröhre in den Magen der Lämmer geschoben wird, so dass Milch direkt in den Magen gelangt.
Sollte das Muttertier keine oder zu wenig Biestmilch haben, kann Biestmilch von anderen frisch abgelammten Schafen verfüttert werden. Es empfiehlt sich, Biestmilch in kleinen Portionen einzufrieren und diese bei Bedarf auftauen. Steht keine Biestmilch vom Schaf zur Verfügung, kann auch Biestmilch vom Rind verwendet werden.
Das Lamm benötigt einen Großteil der über die Milch aufgenommenen Energie zur Aufrechterhaltung seiner Körpertemperatur. Trinkt ein Lamm zu wenig, steht ihm zu wenig Energie zur Verfügung. Dies führt zu einem Absinken der Körpertemperatur. Durch den Energiemangel ist es wiederum zu schwach, um am Euter zu trinken. Es entsteht ein Teufelskreis, der ohne therapeutische Maßnahmen zum Tod des Lammes führt.
Zur Behandlung muss dem Lamm Energie zugeführt werden. Dies kann entweder durch Flaschenfütterung oder per Sonde erfolgen. Dabei sollten häufige und kleine Mengen solange verabreicht werden, bis das Lamm wieder selbstständig trinken kann. Es empfiehlt sich, tierärzlichen Rat einzuholen.
Außerdem muss das Lamm langsam aufgewärmt werden. Es ist wichtig ist, dass dem Lamm zuerst Energie und anschließend Wärme zugeführt wird. Wird das Lamm zuerst aufgewärmt, verliert es durch den Aufwärmprozess noch mehr Energie, was schnell lebensbedrohlich werden kann.
Zur Vorbeugung dieser Erkrankung, ist Zugluft zu vermeiden. Schwache Lämmer sollten außerdem rechtzeitig zugefüttert werden. Wichtig ist auch, das Euter der Mutter auf Anzeichen einer Euterentzündung zu kontrollieren.
Letzte Aktualisierung 29.09.2023