Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Parasiten beeinträchtigen in starkem Maße die Gesundheit und das Wohlbefinden von Schafen. Wer Verluste durch Parasitenbefall verhindern und Durchfälle vermeiden möchte, kommt um ein systematisches Parasitenmanagement nicht herum.
Wenn einzelne Schafe einer Herde schlecht wachsen und mit stumpfer, glanzloser Wolle oder mit Durchfällen auffallen, ist dies für einen Schafhalter nie ein schönes Bild. Sehr häufig sind Parasiten schuld an diesem traurigen Anblick. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Parasiten:
Befallene Tiere leiden an Nährstoffmangel, Durchfällen und Blutarmut. Sie magern ab, haben struppiges und brüchiges Vlies und sind anfälliger für andere Krankheiten. Die daraus resultierenden Aufzuchtverluste, Leistungsminderungen und Behandlungskosten verursachen teils empfindliche wirtschaftliche Einbußen. Ein starker Befall kann für die Tiere sogar lebensbedrohlich sein.
Auch wenn sich die Situation auf jedem Schafbetrieb anders darstellt, frei von Würmern ist eigentlich kein Schaf. Doch es gibt Faktoren, die einen hohen Parasitenbefall begünstigen:
Wird ein Parasitenbefall festgestellt, muss er fachmännisch behandelt werden. Dies geschieht im Idealfall über den gezielten Einsatz von Antiparasitika (Mittel gegen Parasiten) unter Anleitung des Bestandstierarztes, möglichst eines Experten für kleine Wiederkäuer. Es ist sinnvoll, nicht die ganze Herde zu behandeln, sondern gezielt diejenigen Tiere, die immer wieder hochgradig erkranken, oder besonders gefährdete Schafe (junge, hochleistende Tiere). So vermeidet man, dass sich Resistenzen ausbilden. Je nach Haltungsform und Betrieb können unterschiedliche Behandlungsformen erfolgreich sein.
Die Belastung der Tiere mit Parasiten so gering wie möglich zu halten, ist jedoch in erster Linie eine Sache des Managements auf dem Betrieb. Über zielgerichtete Maßnahmen, die intelligent eingesetzt werden, können Schafhalterinnen und Schafhalter den Parasitendruck in ihrer Herde senken:
Um einen eventuellen Befall mit Endoparasiten rechtzeitig erkennen zu können, ist zunächst die regelmäßige Kontrolle des Allgemeinbefindens der Schafe erforderlich. Aussagekräftig hierfür sind beispielsweise der Verschmutzungsgrad der Hinterpartie (Anogenitalbereich), die Kotkonsistenz oder die Farbe der Schleimhäute. Unabdingbar ist eine regelmäßige Kotanalyse; sie ist als Methode sehr aussagekräftig und gilt als wichtige vorbeugende Maßnahme. Das zeigten auch die Erfahrungen der am Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz "Verzichten auf das Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern" beteiligten Schafhalter. Die Akteure des Vorhabens fassten ihr Wissen im Leitfaden MUD zur eigenbetrieblichen Kotanalyse in der Schafhaltung zusammen.
Wer über die Möglichkeit verfügt, Kotproben in Eigenregie zu bestimmen, hat den Status seiner Herde besser im Blick und kann zum Beispiel Eiausscheidungen von Würmern oder einen Kokzidienbefall schneller erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung rasch einleiten. Viele Betriebsleiter der Projektbetriebe investierten aus diesem Grund in die Anschaffung eines Mikroskops und dessen Zubehörs. Darüber hinaus erwarben sie (in Lehrgängen) das erforderliche Wissen, um Endoparasiten korrekt identifizieren zu können. Denn deren Bestimmung erfordert ein geübtes Auge.
Ein häufigeres Kontrollieren der Tiere bedeutet mehr Arbeitsaufwand für den Schafhalter. An dieser Stelle erleichtern Fang- und Sortieranlagen die Arbeit. Sie vereinfachen sowohl das Sortieren der Schafe als auch die Euter- und Schwanzkontrolle oder auch die Gabe von Medikamenten und Mitteln zur Parasitenbekämpfung (Antiparasitika). Die Schafe gewöhnen sich schnell an die Anlage und durchlaufen diese ohne Anzeichen von Stress. Wer zusätzlich ein Wiegesystem in seine Anlage integriert, kann Tierarzneimittel und Antiparasitika sehr genau dosieren und Über- oder Unterdosierungen vermeiden.
Verschiedene weidehygienische Maßnahmen tragen ebenfalls dazu bei, den Parasitenbefall zu verringern. Dazu zählen das Vermeiden der Ausbringung wirtschaftseigenen Düngers auf Weideflächen, die Nutzung von Umtriebsweiden, der Wechsel von Weide- und Schnittnutzung oder das Führen eines Weidetagesbuchs. Zur Verhinderung einer Überweidung sollten Besatzdichten an den Aufwuchs angepasst werden. Die Befestigung von Tränke- und Futterplätzen und das Auszäunen staunasser Teilflächen entziehen den Parasiten Lebensraum und senken dadurch den Druck für die Tiere.
Müssen Schafe aufgestallt werden (zum Beispiel während der Lammzeit), sollte der Halter auf ein Mindestmaß an Sauberkeit achten. Tröge und Raufen sollten so gestaltet sein, dass Lämmer nicht hineinklettern und das vorgelegte Futter durch Kot und Urin verschmutzen können.
Auch die Wahl der Materialien beeinflusst, ob sich Ställe gut reinigen und desinfizieren lassen: Für Trograufen beispielsweise sind Metallbleche geeigneter als Holzbestandteile. Die Böden sollten idealerweise befestigt sein (Betonbodenplatte).
Erkenntnisse aus den Projektherden zeigen, dass es sich lohnt, bei der Parasitenbekämpfung das Augenmerk auch auf eine Verbesserung der Stallhygiene zu richten:
Durch häufigeres Einstreuen mit Stroh lässt sich der Keimdruck im Stall vermindern.
Desinfektionsmatten vor den Ställen verhindern, dass Parasiten und Keime in den Stall eingeschleppt werden.
Für einige Betriebsleiter hat sich die Investition in neue Ablammbuchten mit glatten Oberflächen direkt ausgezahlt. Sie berichten, dass die Lämmer in der Ablammbucht vitaler wirken.
Sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung mit Nähr- und Mineralstoffen muss vermieden werden. Das gleiche gilt für abrupte Futterwechsel. Sonst sind Verdauungsstörungen vorprogrammiert und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Parasiten sinkt. Darüber hinaus sollten Schafe nur sauberes Futter und Wasser erhalten; Verschmutzungen können Auslöser von Darmproblemen sein.
Schafhalter, die sich vergewissern möchten, dass ihre Tiere bedarfsgerecht mit Mineralstoffen versorgt sind, sollten ab und zu das Blut ihrer Tiere analysieren lassen. So können sie schneller gegenwirken, wenn sich Defizite in der Versorgung zeigen.
Schafhalter, die sich vergewissern möchten, dass ihre Tiere bedarfsgerecht mit Mineralstoffen versorgt sind, sollten ab und zu das Blut ihrer Tiere analysieren lassen. So können sie schneller gegenwirken, wenn sich Defizite in der Versorgung zeigen.
Diejenigen Schafe, die mehrmals im Jahr inakzeptable Verschmutzungen des Anogenitalbereiches aufweisen, sollten nicht zur Remontierung der Herde verwendet werden. Hier bieten digitale Herdenmanagementprogramme eine gute Hilfestellung. Mit ihnen lassen sich sowohl Leistungsparameter als auch Auffälligkeiten rasch erfassen und leicht nachhalten.
Berufskollegen aus Großbritannien zeigen, worin beim Kampf gegen Endoparasiten ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg liegt – in der Zucht auf Endoparasitenresistenz. Die britischen Schafhalter selektieren Tiere mit schwerem oder wiederholt auffälligem Parasitenbefall und schließen diese von der Zucht aus. Damit erzielen sie gute Ergebnisse.
Die enge Zusammenarbeit mit dem bestandsbetreuenden (Fach)Tierarzt ist für eine nachhaltige Parasitenbekämpfung unabdingbar. Leider verfügen nur wenige Tierärztinnen und Tierärzte über spezifisches Schaf-Fachwissen. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch Fachberater für Schafe. Auf ihre Hilfe sollte kein Schafhalter verzichten, wenn er den Gesundheitszustand seiner Herde nachhaltig sichern und verbessern möchte.
Letzte Aktualisierung 16.05.2022