Befall mit Parasiten eindämmen Befall mit Parasiten eindämmen

Wie kann man den Befall mit Parasiten eindämmen?

Parasiten beeinträchtigen in starkem Maße die Gesundheit und das Wohlbefinden von Schafen. Wer Verluste durch Parasitenbefall verhindern und Durchfälle vermeiden möchte, kommt um ein systematisches Parasitenmanagement nicht herum.

Wenn einzelne Schafe einer Herde schlecht wachsen und mit stumpfer, glanzloser Wolle oder mit Durchfällen auffallen, ist dies für einen Schafhalter nie ein schönes Bild. Sehr häufig sind Parasiten schuld an diesem traurigen Anblick. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Parasiten:

  •  Außenparasiten wie Haarlinge, Läuse, Schaflausfliegen oder Räudemilben.
  • Innenparasiten wie Magen-Darm-Würmer, Leberegel, Bandwürmer, Lungenwürmer, Zwergfadenwürmer, Peitschenwürmer und Kokzidien. Sie spielen die weitaus größere Rolle für die Gesundheit, für das Wohlbefinden und für die Leistungsfähigkeit der Schafe.

Befallene Tiere leiden an Nährstoffmangel, Durchfällen und Blutarmut. Sie magern ab, haben struppiges und brüchiges Vlies und sind anfälliger für andere Krankheiten. Die daraus resultierenden Aufzuchtverluste, Leistungsminderungen und Behandlungskosten verursachen teils empfindliche wirtschaftliche Einbußen. Ein starker Befall kann für die Tiere sogar lebensbedrohlich sein.

Faktoren, die einen Parasitenbefall begünstigen

Auch wenn sich die Situation auf jedem Schafbetrieb anders darstellt, frei von Würmern ist eigentlich kein Schaf. Doch es gibt Faktoren, die einen hohen Parasitenbefall begünstigen:

  • Witterung: Gerade bei feuchter Witterung nimmt die Gefahr von Wurmbefällen zu. Es ist deshalb kein Wunder, dass der Befall mit Magen-Darm-Würmern in Regionen mit mehr als 500 mm Niederschlag pro Jahr an erster Stelle der Erkrankungen bei Weideschafen steht.
  • Geografische Lage: Weil sich überall dort Parasiten tummeln, wo es nass und feucht ist, kann insbesondere die Beweidung von Moorflächen zu einem erhöhten Befall mit Würmern etc. führen. Bei der Beweidung von Feuchtflächen ist also besondere Obacht geboten.
  • Immunabwehr und Alter der Tiere: Lämmer beziehungsweise Jungtiere sind aufgrund ihres noch nicht vollends entwickelten Immunsystems anfälliger für einen Befall mit Endoparasiten.
  • Haltungssystem und -management: Auch die Haltung beeinflusst die Stärke des Parasitenbefalls. So macht es einen großen Unterschied, ob Schafe auf einer Stand- oder auf einer Umtriebsweide grasen; auf Standweiden herrscht tendenziell ein höherer Parasitendruck. In der Wanderschaf- oder Hütehaltung ist er dagegen meist geringer, weil die Weideflächen regelmäßig gewechselt werden. Eine Rolle spielt auch die Art und Weise der Beweidung; kurze und intensive Beweidungsphasen oder niedrigere Besatzdichten verringern den Parasitenbefall. Müssen Schafe aufgestallt werden (zum Beispiel während der Lammzeit), beeinflusst das Hygienemanagement im Stall den Parasitendruck.
  • Fütterung und Mineralstoffversorgung: Wenn es um die Widerstandsfähigkeit gegenüber Parasiten geht, kann die art- leistungsgerechte Fütterung der Tiere nicht außer Acht gelassen werden. Dazu zählt nicht nur die bedarfsgerechte Versorgung mit Energie und Rohnährstoffen, sondern auch die bedarfsgerechte Gabe von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Was Schafhalter konkret gegen Parasitenbefall tun können

Wird ein Parasitenbefall festgestellt, muss er fachmännisch behandelt werden. Dies geschieht im Idealfall über den gezielten Einsatz von Antiparasitika (Mittel gegen Parasiten) unter Anleitung des Bestandstierarztes, möglichst eines Experten für kleine Wiederkäuer. Es ist sinnvoll, nicht die ganze Herde zu behandeln, sondern gezielt diejenigen Tiere, die immer wieder hochgradig erkranken, oder besonders gefährdete Schafe (junge, hochleistende Tiere). So vermeidet man, dass sich Resistenzen ausbilden. Je nach Haltungsform und Betrieb können unterschiedliche Behandlungsformen erfolgreich sein.

Die Belastung der Tiere mit Parasiten so gering wie möglich zu halten, ist jedoch in erster Linie eine Sache des Managements auf dem Betrieb. Über zielgerichtete Maßnahmen, die intelligent eingesetzt werden, können Schafhalterinnen und Schafhalter den Parasitendruck in ihrer Herde senken:

1. Tierbeobachtung intensivieren

Um einen eventuellen Befall mit Endoparasiten rechtzeitig erkennen zu können, ist zunächst die regelmäßige Kontrolle des Allgemeinbefindens der Schafe erforderlich. Aussagekräftig hierfür sind beispielsweise der Verschmutzungsgrad der Hinterpartie (Anogenitalbereich), die Kotkonsistenz oder die Farbe der Schleimhäute. Unabdingbar ist eine regelmäßige Kotanalyse; sie ist als Methode sehr aussagekräftig und gilt als wichtige vorbeugende Maßnahme. Das zeigten auch die Erfahrungen der am Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz "Verzichten auf das Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern" beteiligten Schafhalter. Die Akteure des Vorhabens fassten ihr Wissen im Leitfaden MUD zur eigenbetrieblichen Kotanalyse in der Schafhaltung zusammen.

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz

  •  Wer über die Möglichkeit verfügt, Kotproben in Eigenregie zu bestimmen, hat den Status seiner Herde besser im Blick und kann zum Beispiel Eiausscheidungen von Würmern oder einen Kokzidienbefall schneller erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Behandlung rasch einleiten. Viele Betriebsleiter der Projektbetriebe investierten aus diesem Grund in die Anschaffung eines Mikroskops und dessen Zubehörs. Darüber hinaus erwarben sie (in Lehrgängen) das erforderliche Wissen, um Endoparasiten korrekt identifizieren zu können. Denn deren Bestimmung erfordert ein geübtes Auge.

  •  Ein häufigeres Kontrollieren der Tiere bedeutet mehr Arbeitsaufwand für den Schafhalter. An dieser Stelle erleichtern Fang- und Sortieranlagen die Arbeit. Sie vereinfachen sowohl das Sortieren der Schafe als auch die Euter- und Schwanzkontrolle oder auch die Gabe von Medikamenten und Mitteln zur Parasitenbekämpfung (Antiparasitika). Die Schafe gewöhnen sich schnell an die Anlage und durchlaufen diese ohne Anzeichen von Stress. Wer zusätzlich ein Wiegesystem in seine Anlage integriert, kann Tierarzneimittel und Antiparasitika sehr genau dosieren und Über- oder Unterdosierungen vermeiden.

2. Weidemanagement überdenken

Verschiedene weidehygienische Maßnahmen tragen ebenfalls dazu bei, den Parasitenbefall zu verringern. Dazu zählen das Vermeiden der Ausbringung wirtschaftseigenen Düngers auf Weideflächen, die Nutzung von Umtriebsweiden, der Wechsel von Weide- und Schnittnutzung oder das Führen eines Weidetagesbuchs. Zur Verhinderung einer Überweidung sollten Besatzdichten an den Aufwuchs angepasst werden. Die Befestigung von Tränke- und Futterplätzen und das Auszäunen staunasser Teilflächen entziehen den Parasiten Lebensraum und senken dadurch den Druck für die Tiere.

3. Hygienestandards im Stall verbessern

Müssen Schafe aufgestallt werden (zum Beispiel während der Lammzeit), sollte der Halter auf ein Mindestmaß an Sauberkeit achten. Tröge und Raufen sollten so gestaltet sein, dass Lämmer nicht hineinklettern und das vorgelegte Futter durch Kot und Urin verschmutzen können.

Auch die Wahl der Materialien beeinflusst, ob sich Ställe gut reinigen und desinfizieren lassen: Für Trograufen beispielsweise sind Metallbleche geeigneter als Holzbestandteile. Die Böden sollten idealerweise befestigt sein (Betonbodenplatte).

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz

Erkenntnisse aus den Projektherden zeigen, dass es sich lohnt, bei der Parasitenbekämpfung das Augenmerk auch auf eine Verbesserung der Stallhygiene zu richten:

  • Durch häufigeres Einstreuen mit Stroh lässt sich der Keimdruck im Stall vermindern.

  • Desinfektionsmatten vor den Ställen verhindern, dass Parasiten und Keime in den Stall eingeschleppt werden.

  • Für einige Betriebsleiter hat sich die Investition in neue Ablammbuchten mit glatten Oberflächen direkt ausgezahlt. Sie berichten, dass die Lämmer in der Ablammbucht vitaler wirken.

4. Fütterung optimieren

Sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung mit Nähr- und Mineralstoffen muss vermieden werden. Das gleiche gilt für abrupte Futterwechsel. Sonst sind Verdauungsstörungen vorprogrammiert und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Parasiten sinkt. Darüber hinaus sollten Schafe nur sauberes Futter und Wasser erhalten; Verschmutzungen können Auslöser von Darmproblemen sein.

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz

  • Schafhalter, die sich vergewissern möchten, dass ihre Tiere bedarfsgerecht mit Mineralstoffen versorgt sind, sollten ab und zu das Blut ihrer Tiere analysieren lassen. So können sie schneller gegenwirken, wenn sich Defizite in der Versorgung zeigen.

  • Schafhalter, die sich vergewissern möchten, dass ihre Tiere bedarfsgerecht mit Mineralstoffen versorgt sind, sollten ab und zu das Blut ihrer Tiere analysieren lassen. So können sie schneller gegenwirken, wenn sich Defizite in der Versorgung zeigen.

5. Gezielte Selektion besonders anfälliger Schafe

Diejenigen Schafe, die mehrmals im Jahr inakzeptable Verschmutzungen des Anogenitalbereiches aufweisen, sollten nicht zur Remontierung der Herde verwendet werden. Hier bieten digitale Herdenmanagementprogramme eine gute Hilfestellung. Mit ihnen lassen sich sowohl Leistungsparameter als auch Auffälligkeiten rasch erfassen und leicht nachhalten.

Erfahrung aus den Projektbetrieben der MuD Tierschutz

Berufskollegen aus Großbritannien zeigen, worin beim Kampf gegen Endoparasiten ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg liegt – in der Zucht auf Endoparasitenresistenz. Die britischen Schafhalter selektieren Tiere mit schwerem oder wiederholt auffälligem Parasitenbefall und schließen diese von der Zucht aus. Damit erzielen sie gute Ergebnisse.

6. Beratungsangebote nutzen

Die enge Zusammenarbeit mit dem bestandsbetreuenden (Fach)Tierarzt ist für eine nachhaltige Parasitenbekämpfung unabdingbar. Leider verfügen nur wenige Tierärztinnen und Tierärzte über spezifisches Schaf-Fachwissen. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch Fachberater für Schafe. Auf ihre Hilfe sollte kein Schafhalter verzichten, wenn er den Gesundheitszustand seiner Herde nachhaltig sichern und verbessern möchte.

 

Letzte Aktualisierung 16.05.2022

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