Netzwerk Schafe

Verzichten auf das Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern

Laufzeit: 01.11.2017 - 30.04.2020

Das Kupieren der Schwänze bei Lämmern ist im Alter von unter acht Tagen nach § 6 Absatz 1 Nummer 3 in Verbindung mit § 5 Absatz 3 Nummer 3 und 4 des Tierschutzgesetzes ohne den Einsatz von Betäubungsmitteln erlaubt, wenn der Eingriff im Einzelfall für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist und alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um die Schmerzen oder Leiden der Tiere zu vermindern. Entsprechend ist dieser Eingriff nicht routinemäßig, sondern nur im Ausnahmefall zulässig. Dennoch werden insbesondere zur weiteren Zucht verwendete weibliche Lämmer häufig kupiert, seltener männliche Mastlämmer. Das Kupieren erfolgt hierbei insbesondere aus hygienischen Gründen.

Die meisten in Deutschland gezüchteten Schafrassen haben lange, bewollte Schwänze, die stark verschmutzen können. Die verunreinigten Stellen können von verschiedenen Fliegenarten zum Ablegen ihrer Eier oder Larven genutzt werden und bei betroffenen Schafen zur sogenannten Myiasis (Fliegenmadenbefall) führen. Durch das Kürzen des Schwanzes können die genannten kotbedingten Verunreinigungen reduziert werden. Allerdings können betroffene Schafe mit einem gekürzten Schwanz weniger effektiv Fliegen verscheuchen. Obwohl Ergebnisse wissenschaftlicher Studien nicht einstimmig eine Verbindung von Schwanzlänge und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Myiasis herstellen, ist die Prävention für den Befall mit Schmeißfliegen einer der Hauptgründe für das Kupieren des Schwanzes bei Schafen.

Im Rahmen des Themennetzwerkes „Verzichten auf das Kupieren des Schwanzes bei Schaflämmern“ haben deutschlandweit sechs Schäfereien über 30 Monate den Kupierverzicht bei Schaflämmern praktiziert und Ihre Erfahrungen dokumentiert. Um Verschmutzungen gerade im Anogenitalbereich durch z.B. Kot, Urin oder Fruchtwasser und Blut bei der Geburt zu vermeiden, stellten sich folgende Maßnahmen als maßgebend heraus:

  • Gezieltes Ausscheren des Anogenitalbereich mehrfach über das Jahr
  • Intensives Parasitenmanagement
  • Optimierte/angepasste Fütterung und Wassergabe zur Vermeidung von Durchfällen
  • Gezielte Zucht auf Kurzschwänzigkeit durch z.B. Herdenmanagementprogramme/ digitale Tiererkennung

Durch regelmäßige Netzwerktreffen lernten sich die teilnehmenden Schäferinnen und Schäfer und ihre Betriebe kennen. Erfahrungen konnten ausgetauscht und diskutiert werden, auch über die Vor- und Nachteile von Maßnahmen auf Ihren eigenen Betrieben wurde diskutiert. Gerade dieser Erfahrungsaustausch stellte sich als essentiell für den erfolgreichen Verlauf des Netzwerkes heraus.

Über die gesamte Projektlaufzeit traten die Schäferinnen und Schäfer zudem als Multiplikatoren auf, indem sie auf verschiedenen Veranstaltungen ihrem Berufsstand von ihren Erfahrungen berichteten.

Broschüre zur Haltung von unkupierten Schafen

Diese Broschüre möchte Wege und Möglichkeiten der Haltung von unkupierten Schafen aufzeigen. Der Fokus liegt dabei auf der Praxis: Wir stellen Ihnen Betriebe vor, die sich in den letzten Jahren intensiv mit der Haltung von unkupierten Schafen auseinander- gesetzt haben und mit Hilfe von Anpassungen
in ihrer Fütterung, dem Parasitenmanagement sowie dem Herdenmanagement und der Genetik eine problemlose Haltung von unkupierten Tieren möglich machen.

Leitfaden zur eigenbetrieblichen Kotanalyse in der Schafhaltung

Schafe mit unkupierten Schwänzen halten - das geht nur, wenn der Schäfer die Parasiten im Blick hat. Im MuD Tierschutz Netzwerk Haltung von unkupierten Schaflämmern war die Untersuchung auf die häufigsten und relevantesten Endoparasiten eine wichtige Maßnahme. Das Wissen und die Erfahrungen aus der intensiven Beratung wurden nun zu einem praxistauglichen, mit vielen Bildern versehenen Leitfaden zusammengestellt. Gemeinsam mit den Beratern wurde eine Anleitung erarbeitet, mit der Schäfer mit einfachen Mitteln Kotanalysen auf dem Betrieb durchführen können. Beispielsweise kann mit einem handelsüblichen Mikroskop und wenigen Haushaltschemikalien – wie Kochsalz – das Flotationsverfahren durchgeführt werden. Was das ist? Das erfahren Sie in der Broschüre. Die Behandlung der Tiere sollte jedoch immer in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt erfolgen.

Das Papier ist beschichtet, so dass die robuste Broschüre auch zum Einsatz in der Herde geeignet ist – Schafe stehen nun einmal meist auf der Weide oder im Stall.

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