Lupi-Hirse-Huhn Lupi-Hirse-Huhn

Lupine und Hirse statt Soja und Mais?

Auf die zunehmende Trockenheit und Hitze in Deutschland wollen Fachleute aus Rheinland-Pfalz unter anderem mit dem Anbau von Körnerhirse reagieren. Sie untersuchten, inwiefern sich diese Fruchtart im heimischen Ackerbau etablieren lässt und ob damit Mais im Geflügelfutter ersetzt werden kann. Auch die Weiße Lupine als Ersatz für gentechnisch verändertes Soja wurde unter die Lupe genommen.

Im EIP-Projekt "Lupi-Hirse-Huhn" (EIP = Europäische Innovationspartnerschaft) analysierten Forschende der Technischen Hochschule Bingen gemeinsam mit Praktikern, inwiefern sich Fruchtarten wie Weiße Lupine und Körnerhirse im heimischen Ackerbau etablieren lassen und ob mithilfe dieser beiden Fruchtarten gentechnisch verändertes Soja (GMO-Soja) und Mais in Geflügelfutter ersetzt werden können. Bieten diese Fruchtarten eine Chance für regionale Wertschöpfung und beweisen sie sich bei zunehmender Trockenheit und Hitze?

Auf der Suche nach geeigneten Sorten

Die Forschungsgruppe führte im Rahmen ihres dreijährigen Projekts zunächst verschiedene Anbauversuche mit den genannten Fruchtarten durch. Bei der Weißen Lupine nahm sie acht verschiedene Sorten unter die Lupe: Amiga, Celina, Feodora, Frieda, Dieta, Nelly, Boros und Victor Baer. Die Sorten Celina und Frieda erwiesen sich dabei als ertragsstabil und tolerant gegenüber der Brennfleckenkrankheit, einer häufigen Pilzkrankheit der weißen Lupine.

Bei der Körnerhirse (Sorghum) wurden insgesamt 31 frühreife und niedrig wachsende Sorten geprüft. Diese Sorten gewährleisten einen guten Bodenschluss der Samen. Das ist wichtig, denn nur so können sich diese Kulturarten in unseren Breiten etablieren. Als besonders ertragreich, ausreichend frühreif und niedrig wachsend zeichneten sich die Sorten RGT Doddge, Arsky und Arabesk aus.

Verdaulichkeitsversuche

Ob sich die beiden Fruchtarten auch als Geflügelfutter eignen und ob sie genügend verdaulich für die Tiere sind, ermittelten die Forschenden im Rahmen von Fütterungsstudien. Dafür tauschten sie zunächst eine Ration auf Mais- beziehungsweise Sojabasis stufenweise gegen eine Ration auf Hirse- beziehungsweise Lupinenbasis aus und analysierten deren Energie- und Nährstoffverdaulichkeit sowie die Wachstumsleistung bei wachsenden Masthühnern - im Alter von bis zu 14 Tagen sowie im Alter von 14 bis 35 Tagen.

Ziel war es, mit den Hirse- beziehungsweise Lupinenrationen bei den Tieren eine ähnlich gute Leistung zu erzielen wie mit Futterrationen auf Körnermais- beziehungsweise Soja-Basis. Des Weiteren sollte die Verwertung der Futterrationen im tierischen Organismus, speziell die Verdaulichkeit des Rohproteins und der Bruttoenergie, nicht negativ beeinflusst werden.

Große Mengen Weiße Lupine nicht an junge Broiler

Bei den jungen Broilern bis zu einem Alter von 14 Tagen zeigte sich, dass ein Austausch von Mais durch Körnerhirse ohne negative Auswirkungen auf die Leistungen der Tiere möglich ist und Rationen mit Körnerhirse in Broilerrationen durchaus eingesetzt werden können.

Der vollständige Ersatz von Sojaextraktionsschrot durch Weiße Lupine führte dagegen zu Leistungseinbußen und gesundheitlichen Problemen bei den Tieren. Neben einer verringerten Futteraufnahme und Wachstumsrate der Tiere, beobachteten die Forschenden deutlich höhere Futterverluste und einen höheren Futteraufwand. Sie interpretieren dies als verringerte Akzeptanz des Futters. Die gesundheitlichen Probleme äußerten sich in Beinschwäche, Gelenkentzündungen und Schwellungen. Im Laufe der Versuchsphase entwickelten sich dadurch Skelett- und Gelenkdeformationen. Auch Flügellähmungen wurden beobachtet. Am Ende des Versuchs waren bei den betroffenen Tieren Leberschäden erkennbar. Die Forschenden raten deshalb, hohe Anteile an Weißer Lupine (zum Beispiel 45 Prozent) in der Futterration von jungen Broilern zu vermeiden.

Körnerhirse: Keine negativen Auswirkungen auf die Leistung

Ein ähnliches Bild zeigte sich im Test mit den Broilern im Alter von 14 bis 35 Tagen. Auch hier ließ sich der Mais vollständig durch Hirse ersetzen, ohne dass Wachstumsleistung und Futtereffizienz negativ beeinflusst wurden.

Den Einsatz der Weißen Lupine modifizierte man jedoch. Getestet wurden zwei schlankere Substitutionsmöglichkeiten von Sojaextraktionsschrot – erstens durch 15 Prozent Weiße Lupinen und zweitens durch 20 Prozent Weiße Lupinen. Auch hier verringerte der Einsatz der Weißen Lupine die Wachstumsleistung und Futtereffizienz der Masthühner signifikant. Auch bei der Futteraufnahme mussten Abstriche gemacht werden: Bei einem Anteil von 15 Prozent Weißer Lupine im Broilermastfutter unterschied sich die Futteraufnahme noch nicht von den Vergleichsgruppen; bei einem Anteil von 20 Prozent Weißer Lupine ging sie jedoch signifikant zurück.

In einem weiteren Leistungsversuch des "Lupi-Hirse-Huhn"-Projektes wurden Mais und Sojaextraktionsschrot im Geflügelfutter durch regionale Futterkomponenten ersetzt. Dazu gehörten neben der Körnerhirse auch Erbsen, Rapsextraktionsschrot, Sonnenblumenextraktionsschrot und Larvenmehl von der Schwarzen Soldatenfliege. Der Versuch zeigte, dass ein Ersatz von Mais und Sojaextraktionsschrot durch diese heimischen Futterkomponenten durchaus möglich ist. Und auch die Verwendung von 15 Prozent Weiße Lupine im Gemisch mit den genannten regionalen Komponenten war ohne negative Auswirkungen auf die Leistungsparameter der Broiler möglich.

Praxistests bei Broilern und Legehennen: Larvenmehl hat das höchste Potenzial

Auf der Basis der oben beschriebenen Untersuchungen erstellten die Forschenden verschiedene Futterrationen und erprobten sie in der praktischen Haltung von Masthühnern und Legehennen.

Bei der Masthühnerhaltung wurden verschiedene alternative Eiweißfuttermittel, darunter Körnerhirse, Erbsen und Weiße Lupinen, über einen Zeitraum von 35 Tagen an wachsende Masthühner verfüttert. Die Ergebnisse zeigen, dass Sojaextraktionsschrot nur teilweise durch Lupinen, Hirse, Erbsen und Larvenmehl ersetzt werden kann. Die Tiere der Versuchsvarianten zeigten eine verringerte Wachstumsleistung und einen schlechteren Zustand des Federkleides. Insgesamt wird das Potenzial von Larvenmehl als Substitut für Sojaextraktionsschrot aufgrund dieser Ergebnisse als höher eingeschätzt als das von Lupinen und Erbsen.

Bei den Legehennen wurden Larvenmehl der Schwarzen Soldatenfliege und Weiße Lupinen als Ersatz für Sojaextraktionsschrot getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Weiße Lupine (15 Prozent im Futter) als auch Larvenmehl der Schwarzen Soldatenfliege (10 Prozent im Futter) für die Fütterung von Legehennen geeignet sind  und eine gute Alternative zu Sojaextraktionsschrot darstellen. Es gab keine signifikanten Unterschiede bei den Körpergewichten oder der Legeleistung. Die Fütterung mit Larvenmehl schien eine bessere körperliche Stabilität bei Temperaturschwankungen zu bieten.

Fazit

  • Körnerhirse (Sorghum) eignet sich für den Einsatz im Geflügelfutter. Bei den verschiedenen Studien beeinflusste es im Vergleich mit Körnermais-basierten Rationen weder die Futteraufnahme noch die Tiergesundheit und die Tierleistung negativ, und zwar unabhängig von der Einsatzrate (bis 50 Prozent der Ration).
  • Geflügelfutterrationen mit mehr als 15 Prozent Weißer Lupine führten zu einer stark verminderten Futteraufnahme und zu geringeren Gewichtszunahmen. Ein Einsatz in höherer Dosierung wird daher nicht empfohlen.
  • Auch verschiedene andere regionale Komponenten wie Erbsen, Rapsextraktionsschrot, und Sonnenblumenextraktionsschrot scheinen sich – mit ein paar Abstrichen - für den Einsatz in Geflügelfutterrationen zu eignen.
  • Das gleiche gilt für Larvenmehl der Schwarzen Soldatenfliege, wobei diese Eiweißquelle als Alternative mit dem höchsten Potenzial beschrieben wird. Tests im Rahmen des Projekts ergaben, dass durch den Einsatz von 5 bis 7,5 Prozent Larvenmehl als Proteinquelle bei Broilern bis zu einem Viertel des üblicherweise eingesetzten Sojaextraktionsschrotes eingespart werden.

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