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Im Bundesprogramm Nutztierhaltung (BUNTH) werden sowohl Aktivitäten und wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur Verbesserung des Tierwohls als auch Maßnahmen zur Verminderung vom Umweltwirkungen gebündelt. Ziel der breit angelegten Forschung ist es, technischen Fortschritt zu fördern, damit neue Erkenntnisse zu gewinnen und in die Praxis zu tragen.
Umgang mit schwer erkrankten/verletzten Schweinen - Welche Kriterien begründen eine veterinärmedizinisch und ethisch verantwortbare Festlegung des Zeitpunktes der Tötung? (CARE-PIG)
Erkrankungen und Verletzungen von Schweinen kommen in allen Haltungsformen vor. Intensive Pflege/Behandlung führt nicht immer zu einer Heilung, so dass Tiere zur Vermeidung weiterer Schmerzen/Leiden getötet werden müssen. Das Tierschutzgesetz schreibt grundsätzlich den Schutz von Leben und Wohlbefinden vor. Bei schweren Erkrankungen/Verletzungen wird damit die Entscheidung unvermeidlich, einem der Schutzgüter den Vorrang zu geben.
Für Schweinehalter ist die Entscheidung über die Tötung eines Tieres eine erhebliche Herausforderung. Ziel des Projektes ist, einfach zu erhebende valide Kriterien zu definieren, mit denen das Wohlbefinden erkrankter Schweine sicher zu bewerten und eine verantwortbare, begründete Entscheidung über die Tötung zu treffen ist. Die Kriterien sollen den frühest möglichen Zeitpunkt im Verlauf einer Erkrankung definieren, an dem eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens zugunsten des Schutzes des Lebens nicht mehr akzeptabel und die Tötung unabdingbar ist. Die Entscheidung über die Tötung erfordert zudem eine ethische Bewertung, die eine Wahrung der Interessen des Tierhalters umfasst.
Das Projekt soll den komplexen Prozess der Entscheidung über die Tötung kranker Schweine exemplarisch für relevante Erkrankungen/Verletzungen darstellen. Erkrankte/verletzte Schweine verschiedener Altersgruppen sollen über den gesamten Krankheitsverlauf mittels klinischer Untersuchungen und ergänzender Foto-/Videodokumentationen verfolgt werden, um Datensätze zu generieren, die eine Entscheidung über die Tötung nachvollziehbar machen. Abschließend sollen praxistaugliche, krankheits-/verletzungsspezifische Kriterienkataloge für landwirtschaftlich gehaltene Schweine erstellt und in ein Schulungskonzept eingebunden werden.
Ein weiteres Projektziel ist die Analyse der Ursachen, die bisher zu Fehleinschätzungen des Gesundheitszustandes der betroffenen Tiere durch Schweinehalter geführt haben. Das Schulungskonzept soll so direkt an die Ursachen anschließen.
Darstellung der Erfolgsgeschichte Tierzucht und Veröffentlichung einer gesellschaftsfähigen Kommunikationsstrategie (EGTierzucht)
Ziel des beantragten Projektes ist es, die Erfolgsgeschichte der deutschen Rinder- und Schweinezucht wissenschaftlich herauszuarbeiten, darzustellen und eine gesellschaftsfähige Kommunikationsstrategie zu entwickeln und zu veröffentlichen. Mit gezielten Informationsmaßnahmen soll ein effektiver, transparenter Wissenstransfer über die Leistungen der Deutschen Tierzucht gefördert werden. Bezüglich der Rinder- und Schweinezucht liegt in Deutschland derzeit kein Überblick über die Entwicklungen bei den einzelnen Tierarten vor.
Einrichtung von Innovationsnetzwerken und Experimentierställen zur Entwicklung von "Ställen der Zukunft" für Schweine im Rahmen des Bundesprogramms Nutztierhaltung (E-Sta-Schwein)
Für eine nachhaltige Schweinefleischerzeugung sind neben den Aspekten des Tierwohls zudem die Ansprüche für die Lebensmittelsicherheit, des Umwelt- und Klimaschutzes und der ökonomischen Tragfähigkeit von zentraler Bedeutung. Zielsetzung des Vorhabens dazu ist der Aufbau eines Innovationsnetzwerkes Schwein (Süd). Das Innovationsnetzwerk Schwein (Süd) erschließt und bündelt den Stand des Wissens und entwickelt daraus Innovationspotentiale für zukunftsfähige Haltungs- bzw. Stallsysteme (Zukunftsställe) für Schweine und erprobt und bewertet neue tierwohlgerechte Haltungsverfahren in Experimentierställen für Schweine.
Im Vordergrund stehen baulich innovative Lösungen für eine gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhaltung mit hohem Tierwohl-Standard, die den Anforderungen der 3. Stufe des staatlichen Tierwohlkennzeichens entsprechen. Diese sollen zudem geringe Umweltwirkungen haben und in der Praxis umsetzbar und wirtschaftlich tragfähig sein. Bei entstehenden Zielkonflikten sollen Abwägungen zugunsten des Tierwohls getroffen werden.
Der Wissenstransfer aus den Experimentierställen heraus soll bereits während des Entstehens und des laufenden Prozesses erfolgen. Dieser direkte, gezielte fachliche Wissensaustausch hat sich bei den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) als förderlich erwiesen und dient somit als Vorbild. Durch die eng verzahnten Netzwerke und die ineinandergreifenden Module des Bundesprogrammes Nutztierhaltung ist der Wissenstransfer auch über die Förderperioden hinaus nachhaltig gewährleistet. Zudem leistet das Vorhaben durch seine Potenziale zur Emissionsminderung und Ressourcenschonung, neben einer tiergerechteren Produktion einen Beitrag zum Klimaschutzplan 2050.
Exportchancen von Tierwohl-Fleisch aus Deutschland (ExPoTiWo)
In Deutschland und weiteren EU-Ländern werden höhere Tierwohlstandards gefordert. Diese sind mit Mehrkosten verbunden, was sich auf den internationalen Wettbewerb auswirkt.
Ziel des Vorhabens ist es, die Chancen für deutsche Fleischexporte, die unter deutlich verbesserten Haltungsbedingungen der Tiere und damit unter erhöhten Produktionskosten hergestellt wurden, zu analysieren. Dabei wird erhoben, wie die Verbraucherpräferenzen für deutsche Fleischimporte und für Fleisch, das unter erhöhten Tierwohlstandards produziert wurde, in relevanten Exportländern sind.
Zudem wird abgeschätzt, inwiefern in den Zielländern eine höhere Zahlungsbereitschaft für dieses Fleisch durch die Verbraucher besteht. Dabei wird auch erfasst, inwiefern es in den Exportländern bereits eine Marktdifferenzierung hinsichtlich der Haltungsstandards gibt oder ob dies ein völlig neues Marktsegment wäre.
Das Projekt fokussiert sich auf Schweine- und Geflügelfleisch, da bei diesen Tierarten die Diskussionen um verbessertes Tierwohl in Deutschland am größten sind. Um die Marktpotentiale von Tierwohlfleisch in den relevanten Exportländern adäquat zu analysieren, gliedert sich das Projekt in vier Arbeitspakete (AP).
Zunächst wird in AP 1 der aktuelle Wissensstand aufbereitet.
In AP 2 werden Experteninterviews geführt. Sie dienen zur Erstellung einer Übersicht über den Fleischmarkt in den betrachteten Exportländern und um die Verbrauchererwartungen aus Sicht von Händlern und Zulieferern in den jeweiligen Ländern zu erfassen.
AP 3 untersucht qualitativ mit Hilfe von leitfadengestützten Gruppendiskussionen die Verbrauchereinstellungen, -präferenzen und Zahlungsbereitschaften. Dabei fließen Erkenntnisse aus der Literatur und gegebenenfalls aus den vorab geführten Experteninterviews ein.
Das AP 4 dient schließlich der Quantifizierung der Ergebnisse der Gruppendiskussionen sowie der quantitativen Analyse der Verbrauchereinstellungen, -präferenzen und Zahlungsbereitschaften.
Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch. Wissenschaftliche Begleitung des 100.000 Eber Projektes zur Evaluierung der Immunokastration als Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration (FINGER)
Der Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration musste bis Ende 2020 umgesetzt sein. Als Alternativen sind die Jungebermast und Impfung mit Improvac® sowie die chirurgische Kastration unter Allgemeinanästhesie verfügbar.
In Deutschland bestehen nur begrenzte praktische Erfahrungen mit der Impfung auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. Ein Netzwerk von Landwirtschaftsorganisationen hat eine Initiative gestartet, 100.000 Improvac-geimpfte Eber zu erzeugen, um Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetriebe für diese Alternative zu gewinnen.
Das Ziel des geplanten Verbundvorhabens besteht darin, diese Initiative wissenschaftlich zu begleiten.
Der Fokus der Untersuchungen ist dabei auf zwei wesentliche Aspekte gerichtet:
(1) Bewertung des Fleisches von geimpften Tieren als Grundlage für eine qualitätsgerechte Bezahlung. Improvac-geimpfte Eber werden bisher überwiegend nach der 'Ebermaske' oder nach der 'Börgemaske' unter Abzug von Pauschalen abgerechnet. Damit ist die Mast der Improvac-geimpften Eber nicht wirtschaftlich. Es liegen aber keine wissenschaftlichen Studien vor, die ein solches Abrechnungssystem rechtfertigen. Daher werden im Rahmen eines Zerlegeversuches die Zusammensetzung von Schlachtkörpern bestimmt und die Autofom-Schätzergebnisse auf vermutete Verzerrungen überprüft.
(2) Variation wichtiger Parameter der Wertschöpfungskette bei einem routinemäßigen Einsatz von Improvac. An einem umfangreichen Datenmaterial soll überprüft werden, mit welcher Variation in den Schlacht- und Befunddaten sowie in der Fleisch- und Fettbeschaffenheit zu rechnen ist und welches die wichtigsten Ursachen für die auftretende Variation sind. Weiterhin werden an umfangeichen Stichproben neben Geruchsabweichungen die Fleisch- und Fettqualität sowie die Produkt- und Verarbeitungseigenschaften betrachtet.
Zusätzlich wird mit einem Simulationsmodell eine Ökobilanzierung vorgenommen, um auch die Umweltwirkungen für die Improvac-Tiere quantifizieren zu können.
Alternative zur CO2-Betäubung bei Schweinen (Gasnarkose)
Das Gesamtziel dieses Forschungsvorhaben ist die Entwicklung eines innovativen, tierschutzgerechten Gasbetäubungsverfahrens als Alternative zur CO2-Betäubung (EFSA,2004), da zunehmend Fleischwaren nachgefragt werden, die unter Berücksichtigung des Tierwohls hergestellt wurden.
2017 wurden in Deutschland 57,9 Mio. Schweine geschlachtet. Diese müssen vor dem Töten durch Blutentzug in einen Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit bis zum Eintritt des Todes versetzt werden (VO (EG) 1099/2009, Tierschutzschlachtverordnung). Die CO2-Betäubung ist eines der gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren, bei dem die aversiven Reaktionen in der Einleitungsphase sichtbar werden und sich negativ auf den Tierschutz und damit auch auf die Fleischqualität auswirken. Alternativ können Schweine mit inerten Gasen oder Edelgasen schonend und nicht aversiv betäubt werden. Dennoch sind hier auch einige Probleme bekannt, die zur Beeinträchtigung der Fleischqualität führen können. Dies kann eine Erhöhung des Blutdrucks und der damit verbundenen Blutpunkte und starker Muskelexzitationen sein. Im Blick auf den Tierschutz erfolgreich angewendete Edelgase wie Helium sind aufgrund ihrer Knappheit ökonomisch nicht praktikabel.
In diesem Projekt werden zur Betäubung inerte Gase in verschiedenen Varianten in einem ein- oder mehrphasigen Verfahren eingesetzt mit dem Ziel, den Tierschutz bei der Gasbetäubung zu erhöhen und eine Versuchsanlage im Schlachtbetrieb zu entwickeln. Um die Betäubungseffektivität zu optimieren werden physiologische Auswirkungen und Stressparameter bei Variation der Gasparameter ebenso wie Länge und Verlauf der Betäubungsphasen untersucht. Da ein Betäubungsverfahren ohne akzeptable Fleischqualität ökonomisch nicht zu realisieren ist, wird die Untersuchung der Fleischqualitätsparameter Teil dieses Projektes sein.
In vitro Virulenzmonitoring pathogener Brachyspiren in einem intestinalen Schweine-Organoid-Modell zur Neubewertung der Schweinedysenterie (InviBra)
Durchfallerkrankungen des Schweins durch Brachyspiren, wie B. hyodysentriae und B. pilosicoli, haben große wirtschaftliche Bedeutung, beeinträchtigen das Tierwohl in allen Altersklassen und tragen zum Antibiotikaeinsatz in Schweinebeständen und damit auch zum Eintrag dieser Wirkstoffe und ihrer Stoffwechselprodukte in die Umwelt bei. Trotzdem ist die Pathogenese dieser Erkrankungen kaum erforscht. Insbesondere die Bedeutung von Unterschieden im krankmachenden Potenzial verschiedener Bakterienisolate in Abhängigkeit vom genetischen Hintergrund der Schweine ist unklar. Dies verhindert effiziente, für eine moderne Nutztierhaltung angemessene Bekämpfungsansätze sowie die Entwicklung von Konzepten zur Prophylaxe wie Impfungen oder die Zucht auf Krankheitsresistenz.
Ziel des beantragten Projektes ist es, mit Hilfe eines innovativen, auf andere Darmerreger übertragbaren in vitro Organoid-Modells des Schweinedarms die Pathogenität von Brachyspiren-Infektionen besser zu verstehen. Die Erkenntnisse sollen einer Neubewertung dieser Infektionen dienen und damit innerhalb einer modernen, tiergerechten Schweinehaltung zur Verbesserung des Tierwohls sowie zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes beitragen.
Untersuchung zur Optimierung der automatisierten Isoflurannarkose für die Ferkelkastration mittels mobiler Narkosegeräte und Implementierung der Methode in Ferkelerzeugerbetrieben (IsoFer)
Ziel des geplanten Verbundprojektes ist die Optimierung der automatisierten Isoflurannarkose für die Ferkelkastration mittels mobiler Narkosegeräte einschließlich der Erstellung von Durchführungskonzepten zur Implementierung der Methode in Ferkelerzeugerbetrieben.
Isoflurannarkose Kompetenzzentrum - Eine Beratungs- und Unterstützungsstelle für eine tiergerechte und sichere Umsetzung der Isoflurannarkose durch Sachkundige bei der Ferkelkastration (IsoKomp)
Ziel des Projektes "Kompetenzzentrum Isoflurannarkose (IsoKomp)" ist es, ein Beratungs- und Unterstützungsangebot anzubieten, um diese bei der Durchführung einer tierschutz-, anwender- und umweltgerechten Isoflurannarkose während der Ferkelkastration zu unterstützen. Mit der Novellierung des Tierschutzgesetzes im Jahr 2012 ist die betäubungslose Kastration unter acht Tage alter männlicher Schweine seit dem 01.01.2021 verboten. Dadurch rückte bereits ab Mitte 2019 die Isoflurannarkose in den Fokus.
Die Klinik für Schweine der LMU München sowie die Projektbeteiligten Schweinegesundheitsdienste der Landwirtschaftskammern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verfügen über langjährige Erfahrungen bezüglich unterschiedlicher Aspekte der Ferkelkastration. Mit dem geplanten Kompetenzzentrum soll das breite Fachwissen der Projektbeteiligten sowohl bezüglich der Durchführung der Isoflurannarkose, als auch hinsichtlich der Narkosegeräte, der Tiergesundheit, der Anwendersicherheit und der Umsetzung dieser Betäubungsform gebündelt und zur Problemlösung eingesetzt werden. Dies soll die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen. Dadurch werden auch neue innovative Kommunikationswege eröffnet und zudem den individuellen Gegebenheiten der verschiedenen Betriebe Rechnung getragen.
Das Kompetenzzentrum steht als kostenlose Anlaufstelle Landwirt:innen, bestandsbetreuenden Tierarztpraxen und den zuständigen Veterinärbehörden zur Verfügung.
Schweinehaltung neu gedacht: Kot-Harn-Trennung, kein Kupieren, Kastrieren oder Kastenstand: Auswirkung auf Tiergesundheit, Verhalten, Arbeitszufriedenheit & Umwelt (KFreePig)
In der konventionell üblichen Schweinehaltung dominieren Haltungssysteme, die nicht oder bedingt verhaltensgerecht sind, wie z.B. der Kastenstand, das Flatdeck und unstrukturierte Einflächenbuchten ohne geeignete Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Folge sind Verhaltensprobleme wie Ferkelerdrücken, Schwanzbeißen und mangelnde Tiergesundheit. Einige der Erreger besitzen dabei auch zoonotisches Potential, teilweise ohne beim Schwein aufzufallen.
Neben dem Tierwohl sind Umweltschutzaspekte aus der Tierhaltung ein zentrales Problem, was unter anderem durch Ammoniakemissionen in Regionen mit einer hohen Konzentration an tierhaltenden Betrieben zum Ausdruck kommt. Diese führen leider häufig zu Zielkonflikten im Zusammenhang mit einem Umbau von Haltungssystemen in Richtung von mehr Tierwohl.
Da von einer verbesserten Haltung und optimierten Kot-Harn-Management entscheidende, direkte und indirekte Einflüsse auf die Gesundheit der Schweine ausgeht, braucht es dringend andere Haltungsverfahren zur Verbesserung des Gesundheitsstatus und Wohlbefindens der Tiere und zugleich zur Reduktion der Emissionsbelastung im Sinne eines verbesserten Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutzes sowie der gesellschaftlichen Akzeptanz der Schweinehaltung in Deutschland.
Ziel des Projekts ist daher die wissenschaftliche Beurteilung eines neuartigen Schweinehal-tungssystems ohne Kastenstand und ohne nicht-kurative Eingriffe (Kupier- und Kastrations-verzicht) bei gleichzeitiger Optimierung des Emissionsmanagements. Mit Hinblick auf die Ziele der Nutztierstrategie zur Verbesserung des Tierwohls stehen tierbezogene Analysen zur Bewertung von Tierwohl anhand des Verhaltens der Tiere in einem Systemvergleich zu herkömmlicher Schweinehaltung im Fokus. Dieser Systemvergleich wird komplettiert durch eine Quantifizierung des allgemeinen Gesundheitsstatus, speziell des Entzündungs- und Nek-rosegeschehens einerseits und durch die Messung von Emissionen und Umweltauswirkungen der betriebseigenen Entwicklung zur Kot-Harn-Trennung andererseits. Darüber hinaus erfolgt eine Beurteilung arbeitswirtschaftlicher Parameter und der Arbeitszufriedenheit im neuen Haltungssystem im Vergleich zum herkömmlichen.
Lässt sich ein positiver Effekt des zu untersuchenden Haltungssystems auf den Gesundheitsstatus und das Wohlbefinden der Tiere feststellen, stellt dieses Haltungssystem einen überaus vielversprechenden Schritt in Richtung gesellschaftlich akzeptierter Nutztierhaltung dar. Sind darüber hinaus eine Reduktion der Umweltbelastung sowie eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit nachweisbar, wäre dieses Haltungssystem ein Vorzeigebeispiel für nachhaltige Schweinehaltung.
Photodynamische Inaktivierung von Mikroorganismen im Ebersperma (PhiSperm)
Die künstliche Besamung ist die zentrale Biotechnologie zur Sicherstellung der Fruchtbarkeit und des Zuchtfortschritts gesunder Tiere. Vor allem beim Schwein ist die Besamung stark verbreitet. Zur Konservierung des Spermas werden den Medien Antibiotika zugesetzt, um das Wachstum der natürlicherweise im Sperma vorkommenden Keime zu hemmen.
Problematisch sind Resistenzen und der physiologische Rückfluss von Ebersperma aus dem weiblichen Genitale und dem damit verbundenen Eintrag von Antibiotika in die Böden und Gewässer.
Ziel des Projektes ist es, ein innovatives Verfahren zur Eliminierung von Bakterien im Ebersperma unter Verzicht auf konventionelle Antibiotika zu etablieren. Das neue Verfahren beruht auf der photodynamischen Inaktivierung (PDI) von Bakterien. Photosensibilisatoren, spezielle nicht‐toxische Farbstoffe, können im Zusammenwirken mit Licht und Sauerstoff die Vermehrung von Bakterien und den Austausch von Resistenzgenen hemmen. Die Aktivität der Photosensibilisatoren wird im spezifischen Milieu von Sperma, Seminalplasma und Konservierungsmedium photophysikalisch und qualitativ charakterisiert. Die photodynamische antimikrobielle Wirkung auf spezifische Bakterienstämme und Effekte auf spermatologische Parameter werden bestimmt. Nach Adaptation für die Konservierung von Ebersperma, soll die PDI‐Wirkung in einem in vivo Fertilitätstest überprüft werden.
Das PhiSperm‐Projekt zielt auf eine nachhaltige Schweinezucht unter Minimierung der Umweltbelastung mit Antibiotika ab. Es stellt somit einen Beitrag zur Deutschen Antibiotika‐Resistenzstrategie „DART 2020“ dar und verfolgt beispielhaft die Ziele des One Health Konzepts.
Individuelles Tierwohl von Mastschweinen basierend auf automatisiert erfasster Verhaltenskomplexität (Piglexity)
Das Welfare Quality® Projekt zielt darauf ab, Wohlbefinden tierindividuell und verhaltensbasiert zu erfassen. Die Durchführung der Protokolle ist jedoch zeitaufwändig, die Wiederholbarkeit ist eingeschränkt und die Zusammenfassung zu einer Gesamtbeurteilung z.B. eines Betriebes schwierig.
Unser Vorschlag ist es, nicht eine Vielzahl einzelner Aspekte zu erfassen, sondern vollständige Verhaltenssequenzen von Tieren in ihrer umfassenden Komplexität zu berücksichtigen. Depressionsähnliches negatives Wohlbefinden führt zu einer Einschränkung der Verhaltenskomplexität. Umgekehrt weist eine hohe Verhaltenskomplexität auf gutes Wohlbefinden hin. In Bezug auf die Beurteilung von Wohlbefinden sind die Probleme in der Haltung von Mastschweinen besonders relevant. Auf diese wird darum hier fokussiert, auch wenn die Methodik auf andere Nutztierarten übertragbar ist.
Es wird ein Maß für individuelle Komplexität des Verhaltens bei Mastschweinen erstellt, validiert und so weiter entwickelt, dass es automatisiert erfasst werden kann. Ein solches Maß erlaubt weitergehende Forschung zur Optimierung intensiver Haltungssysteme wie auch zu Fragen der Variabilität von Tierwohl unterschiedlicher Individuen im selben Haltungssystem. Gleichzeitig kann der Indikator für die betriebliche Eigenkontrolle genutzt werden, so dass ein Landwirt Maßnahmen ergreifen kann, dass möglichst viele seiner Tiere den optimalen Wert für Verhaltenskomplexität erreichen.
Wird der Sensor in einem weiteren Schritt in Zukunft mit Funktechnologie ergänzt, kann der hier entwickelte Indikator allenfalls sogar als Frühwarnindikator in bestehende Managementsysteme eingespeist werden oder als Qualitätssicherung für ein Produktionslabel dienen. Kann sogar erreicht werden, dass Mastschweine auch in Indoor-Systemen eine ideale Verhaltenskomplexität erreichen, ist es allenfalls möglich, auf Außenbereiche in der Haltung von Mastschweinen zu verzichten und damit umweltwirksame Emissionen zu vermindern.
Prüfung unterschiedlicher medizinischer Befunde bei Frischlingen und Aufzuchtferkeln in Bezug zur Verhaltensstörung Schwanzbeißen beim Schwein (PUMBA)
Ziel des beantragten Projekts ist die Schaffung einer umfangreichen und vielfältigen Datengrundlage über den Gesundheitsstatus bei Wildschweinen. Dieser soll zu den Gesundheitsbefunden bei Hausschweinen, welche in einer Vorläuferstudie erfasst wurden, verglichen werden.
Dadurch wird es möglich, Rückschlüsse zu ziehen, welche (gegebenenfalls subklinischen) Gesundheitsbefunde als normal und unproblematisch interpretiert werden können und welche genauer betrachtet werden sollten. Dies ist insbesondere von Bedeutung im Hinblick auf die Klärung der Pathogenese von Schwanzbeißen.
Entwicklung eines interaktiven Sensorsystems zur Erfassung von Tieraktivität zur intelligenten, gruppenspezifischen Optimierung der Stallumgebung in der Schweinemast (SmartPigHome)
Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines dynamischen Systems im Schweinemaststall, das die Stallumgebung und die Tieraktivität in Echtzeit automatisch bestimmen soll und bei Bedarf auf Auffälligkeiten beim Tierverhalten mit Interventionsmaßnahmen reagieren kann. Das entwickelte System soll den Landwirt bei seiner Tierüberwachung unterstützen und den Tieren gleichzeitig ein interaktives Beschäftigungstool bieten, das die Tiere zur Erkundung anregt und so aversives Verhalten möglichst unterbinden soll.
Verbundvorhaben zum Bau von vier Stallmodellen für die 'Sauenhaltung und Ferkelaufzucht' sowie zwei Stallmodellen und ein Film für die 'Geflügelhaltung' (STAMO)
Ziel des Verbundsystem ist es, Landwirten, Beratern, Architekten, politischen Entscheidungsträgern, Schülern und Studenten sowie einem nichtfachbezogenen Publikum die Tierhaltung gesamtkonzeptionell in Form von zukunftsfähigen Haltungs- und Stallsystemen zu vermitteln. Die aus einer Vielzahl von Beispielen ausgewählten Modelle zeigen Verfahren, die wesentlich zur Verbesserung des Tierwohls und gleichzeitig zur Reduzierung von negativen Umwelteinflüssen maßgeblich beitragen.
Sowohl die Modelle und als auch der Film werden diesbezüglich auf Ausstellungen, Vortragsveranstaltungen, Seminaren, Workshops, zu Unterrichtszwecken usw. gemeinsam mit örtlichen Spezialberatungen, auch im Sinne der „Nutztierstrategie" und im Rahmen von „Stall der Zukunft", bundesweit eingesetzt.
Mithilfe der grafischen Ansichtsdarstellungen, die im Rahmen der Modellerstellung hervorgehen, wird die zusätzlich zum Verbundvorhaben „STAMO" geplante Broschüre im Junghennenbereich um eine visuelle Darstellung der Stallmodelle bereichert.
Zukunftsfähige und Innovative Stallbaukonzepte für Sauen und Aufzuchtferkel (ZISSAU)
Der Aufgabe, Impulse für eine zukunftsweisende und innovative Sauenhaltung zu entwickeln, werden sich die Teilnehmer des Innovationsnetzwerkes in mehreren Treffen widmen. Das Ziel eines ersten Netzwerktreffens wird es sein, die Anforderungen an die künftige Sauenhaltung für die drei Produktionsbereiche „Deckzentrum“, „Wartebereich“ und „Abferkelbereich“ zu formulieren und konkrete Herausforderungen herauszustellen.
Insbesondere vor dem Hintergrund von Tierwohl, Tiergesundheit und Tierhaltung sowie unter dem Einbezug möglicher Auswirkungen auf die Umwelt, des Managements und der Ökonomie sowie des Arbeitsschutzes sollen die Anforderungen ausgearbeitet werden.
Anhand dieser Grundlage werden in einem zweiten Schritt dann die technisch und baulich notwendigen Veränderungen und die bereits vorhandenen Ansätze/Teillösungen z. B. aus dem Gesamtbetrieblichen Haltungskonzept diskutiert.
Das Netzwerk wird die bereits vorhandenen Evaluationskriterien der Expertengruppe I für diese spezifische Zielrichtung bewerten und gegebenenfalls entsprechende Anpassungen und Erweiterungen vornehmen.
Im Anschluss an diese Entwicklungs- und Evaluierungsprozesse wird das Netzwerk in einem gemeinsamen Treffen finale Konzepte für eine zukunftsfähige Sauenhaltung erarbeiten. Aus den Expertentreffen der Phase 1 sollen zudem die zu untersuchenden Fragestellungen für die Phase 2 benannt werden.
Zukunftsfähige und Innovative Stallbaukonzepte für Sauen und Aufzuchtferkel (ZISSAUPhase2)
Im Zuge der neuen rechtlichen Bestimmungen zur Haltung von Sauen und Aufzuchtferkeln und der Einführung der Tierwohlkennzeichnung müssen viele Sauenhalter innerhalb kürzester Zeit Konzepte zum Um- oder Neubau ihres Stalls vorlegen. Da diese Maßnahmen in den meisten Fällen mit einem hohen Kapitaleinsatz verbunden sind, sind die Landwirte auf kompetente Beratung angewiesen, um ihnen eine möglichst hohe Planungssicherheit zu geben. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten, wie der zukünftige Stall aufgebaut sein kann, sehr vielfältig.
Um Sauenhaltern bei der Entscheidung über den Um- oder Neubau ihres Stalls behilflich sein zu können, sollen im Projekt ZISSAU mithilfe eines Expertennetzwerkes entsprechende Stallbaukonzepte sowohl für Um- als auch Neubauten in der Sauenhaltung entwickelt werden. Dabei sollen neueste Erkenntnisse der Wissenschaft mit der praktischen Erfahrung von Landwirten kombiniert und auf dieser Grundlage zukunftsfähige und innovative Stallkonzepte geschaffen werden.
Um den Praxisbezug zu vertiefen, werden Teilaspekte auf Praxisbetrieben untersucht. Außerdem wird der im Rahmen des Projektes durchgeführte Stallumbau des VBZL Haus Düsse aus verschiedensten Blickwinkeln evaluiert und gleichzeitig als Anwendungsbeispiel für die Praxis dienen. Gemeinsam mit den Validierungsergebnissen aus den Praxisbetrieben sollen somit fundierte Empfehlungen für zukünftige Stallbaukonzepte in der Praxis abgeleitet werden.