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In der Fachzeitschrift Züchtungskunde beschreiben namhafte Tierzuchtwissenschaftler die aktuelle Diskussion und die gesellschaftliche Kritik um die Tierzucht landwirtschaftlicher Nutztiere.
Die Tierzüchtung wird von außen durch unsere Gesellschaft anders beurteilt als intern durch die Branche der Tierzüchter und Tierhalter selber, sagen die Wissenschaftler Jörn Bennewitz, Kay-Uwe Götz, Jens Tetens, Georg Thaller und Ernst Tholen. Ursachen hierfür sind laut der Autoren beispielsweise
Von vielen Menschen wird Kritik an bestehenden heutigen Tierhaltungssystemen inklusive der Tierzucht geübt. Bereits in der Vergangenheit wurden Vorschläge für Systemänderungen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung erarbeitet, wie zum Beispiel im Gutachten des wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2015 und in den Empfehlungen der "Borchert-Kommission“ aus dem Jahr 2020.
Die Wissenschaftler stellten sich die Frage, wie nun die Kritikpunkte der Gesellschaft an der heutigen Tierzucht entschärft werden können, damit die Tierzucht in der Nutztierhaltung wieder eine breite gesellschaftliche Akzeptanz erfährt.
Tierzüchtung besteht aus allen Maßnahmen, die eine gerichtete Veränderung erblicher Merkmale in einer Population über Generationen hinweg bewirken. Dazu werden Zuchtziele festgelegt, die mit Zuchtmethoden verfolgt werden.
Lange standen die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung und die damit einher gehende Leistungssteigerung bei den Tieren im Vordergrund. Letztere wird von weiten Teilen der Gesellschaft als nicht mehr notwendig erachtet.
Besonders in der Kritik steht die einseitige Leistungszucht bei geschlechtsgebundenden Merkmalen, wie das bei der Milchleistung oder der Legeleistung der Fall ist. Da die männlichen Tiere, die diese Leistungen nicht erbringen, als ökonomisch wenig wertvoll gelten. Nutzungen wie die Mast männlicher Legehybriden, den sogeannten Bruderhähne, bringen wirtschaftliche Verluste oder Qualitätseinbußen mit sich und gelten zudem als wenig günstig in Bezug auf den Klimaschutz.
Negativ diskutiert wird in der Gesellschaft auch ein vermuteter Zusammenhang zwischen Leistungen und Gesundheit und Wohlbefinden. Mittlerweile fordern viele Menschen, dass Wohlbefinden und Tierverhalten stärker berücksichtigt werden, ohne dass der Landwirt davon ökonomisch profitiert. Die Tierzuchtwissenschaftler betonen aber, dass in modernen Zuchtprogrammen Leistungs- und Gesundheitsmerkmale meist in etwa zu gleichen Anteilen berücksichtigt werden.
Ein weiterer Kritikpunkt der Gesellschaft sind die Umweltwirkungen und der Ressourcenverbrauch der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung sowie die Nahrungskonkurrenz zum Menschen.
Die Forscher betonen, dass die Futtereffizienz in der Tierzüchtung heute berücksichtigt werde. Außerdem könnten die 70 Prozent Dauergrünland an der landwirtschaftlichen Fläche weltweit nur durch Tiere oder alternativ durch Aufforstung genutzt werden.
Ein weiterer seitens der Gesellschaft geäußerter Kritikpunkt, ist die in der Tierzucht eingesetzte Biotechnologie wie künstliche (instrumentelle) Besamung, Erbfehlerdiagnostik und Genomanalysen, Spermiensortierung, Eizellengewinnung und In-vitro-Fertilisation sowie die Embryonengewinnung durch Uterusspülung und der Embryotransfer, und ebenso das Editieren von Genomen. Hier werden ethische Bedenken vorgebracht und unterstellt, dass diese Technologien das Tierwohl beeinträchtigen.
Im Beitrag "Lösungen aus Sicht der Tierzuchtwissenschaft“ werden konkrete Maßnahmen zu den Zuchtrichtungen beim Rind, Schwein und Geflügel sowie zu den Zuchtmethoden vorgeschlagen und Anmerkungen zu ökonomischen Auswirkungen gemacht.
Letzte Aktualisierung 11.10.2021