Tierwohl-Indikatoren bei Sauen und FerkelnTierwohl-Indikatoren bei Sauen und Ferkeln

Tierwohl-Indikatoren bei Sauen und Ferkeln

Mit der Bedeutung des Tierwohls hat auch die der Bewertung zugenommen. Anhand verschiedener Indikatoren lässt sich das Wohlbefinden von Sauen und Ferkel einordnen.

Nach dem Tierschutzgesetz (§ 11 Abs. 8) sind betriebliche Eigenkontrollen durchzuführen, um die Tiergerechtheit regelmäßig zu prüfen und zu bewerten. Auch Organisationen der Wirtschaft fordern zunehmend die Bewertung des Tierwohls in ihren Geschäftsbedingungen ein, weil sie den Nutzen für Tier und Mensch erkennen. Sauenhalterinnen und Sauenhalter benötigen somit geeignete Merkmale, die Hinweise auf das Wohl der Tiere geben können.

Bestand, Stichprobe und Einzeltier

Bestimmte Indikatoren helfen, Stärken und Schwächen in der Ferkelerzeugung und -aufzucht auszuloten, um so die eigene Tierhaltung zu verbessern. Dabei gibt es unterschiedliche Indikatoren mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Bei einigen werden die Daten des ganzen Sauenbestandes kontinuierlich erfasst, einige untersuchen stichprobenmäßig die Herde in bestimmten Abständen. Wieder andere heften den Blick ganz konkret auf das Einzeltier. Jede Ferkelerzeugerin und jeder Ferkelerzeuger hat eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich diejenigen Indikatoren herauszusuchen, die sich gut in den jeweiligen Betrieb einbinden lassen.

Ist die Tierbeobachtung und Tierbeurteilung erst einmal fest in die Betriebsabläufe integriert, zeigen sich häufig guten Leistungen und längere Lebensdauer. 

Den Blick fürs Tier schärfen

Viele der Indikatoren beziehen sich auf das Einzeltier. So wird zum Beispiel bei der Erfassung des Verschmutzungsgrads, bei Verletzungen am Gesäuge und am Schwanz, im Fall von Parasiten, bei der Betrachtung der Körperkondition oder beim Auftreten von Stereotypien das Individuum angeschaut. Einzeltierbezogene Indikatoren geben einen genauen Stand des Wohlbefindens jedes einzelnen Tieres wieder.

Bestandsindikatoren hingegen erfassen die gesamte Herde. Bestandsdaten sind zum Beispiel Leistungsdaten wie Zwischenwurfzeit, Umrauscherquote, Lebensleistung oder der Anteil Totgeburten.

Es lohnt sich sowohl den Bestand als auch einzelne Tiere zu untersuchen.

Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Indikatoren

Tierbezogene Indikatoren legen das Augenmerk auf die Gesundheit und das Verhalten der Sauen. Hierunter fallen etwa die Umrauscherquote, Lahmheiten, Klauenveränderungen oder Zitzenverletzungen bei Sauen oder das Auftreten von Kümmerern, Haut-, Ohr und Schwanzverletzungen bei Saug- und Aufzuchtferkeln. Tierbezogenen Indikatoren geben eine gute Auskunft über das Wohlbefinden der Tiere, oft sogar auf jedes einzelne Tier.

Allerdings bedeutet die Verhaltensbeobachtung im Abferkelstall oder Tragenden-Bereich oder das Beurteilen des äußeren Erscheinungsbilds auf Verletzungen und Schäden beim einzelnen Tier für Ungeübte erst einmal einen gewissen Zeitaufwand.

Beim wiederholten Erheben stellt sich dann aber schnell Erfahrung ein und die Verhaltensbeobachtung wird Teil der Arbeitsroutine im Sauenstall. 

Zu den managementbezogenen Indikatoren werden bestimmte Arbeitsabläufe und Praktiken auf dem Betrieb gezählt. Es wird erfasst, welche Eingriffe routinemäßig durchgeführt werden. Auch die Fütterungstechnik und -gestaltung spielen eine Rolle, zum Beispiel ob ad libitum oder restriktiv gefüttert wird und wie oft die Fütterung erfolgt.

Weiterhin gehören Reinigung und Desinfektion von Abferkelbuchten oder Ferkel-Flatdecks zu den Managementmaßnahmen.

Viele Indikatoren des Managements werden schon durch die betriebliche Dokumentation erfasst. So lassen sie sich leicht am PC auswerten und belegen. Schwieriger ist allerdings der Rückschluss der Managementerfassung auf das Tierwohl des Einzeltieres.

Deswegen sollte die Erfassung von Managementmaßnahmen, wie zum Beispiel die Häufigkeit von Reinigung und Desinfektion, mit einem anderen Indikator wie der Verschmutzung der Tiere kombiniert werden. 

Technische Parameter von Stall und Haltungssystem gehören zu den ressourcenbezogenen Indikatoren. Dazu gehören das Platzangebot der Sauen in der Gruppenhaltung im Tragenden-Bereich oder der zur Verfügung stehende Platz in der Abferkelbucht. Hier kann zum Beispiel erfasst werden, ob und welche Fixierungsmöglichkeiten in der Abferkelbucht vorhanden sind und wie die Fußbodengestaltung für Sau und Ferkel in der Abferkelbucht sowie im Flatdeck bzw. Aufzuchtstall aussieht.

Nicht zuletzt gehören die Art der Tränken und ihre Anzahl und Platzierung zu den ressourcenbezogenen Indikatoren für das Tierwohl im Sauenstall. Die Wasserverfügbarkeit und -qualität ist in der Mitte zwischen Management und Ressourcen anzusiedeln, da sowohl technische Parameter wie die Durchflussgeschwindigkeit eine Rolle spielen, als auch managementbedingte Parameter wie die Häufigkeit der Reinigung.
Ressourcenbedingte Indikatoren sind meist messbar. Das ist ihr Vorteil.

Erst im Zusammenspiel vieler Indikatoren ergibt sich ein aussagekräftiges Bild zum Tierwohl.

Maße allein sind wenig aussagekräftig

So sagt das reine Platzangebot nichts darüber aus, ob es nicht bauartbedingt Engpässe oder blinde Ecken in der Gruppenhaltung tragender Sauen gibt, in denen rangniedere Tiere von rangniederen bedrängt werden. Ein typisches Beispiel sind Engpässe bei Abruffütterung.

Auch die Maße der Fang-Fressstände geben nicht wieder, wie lange die Stände im Deckzentrum geöffnet sind und wieviel freie Bewegung die einzelnen Sauen haben.

Die Möglichkeit allein zum Freilauf der Sau in neueren Abferkelbuchten lässt keinen Rückschluss zu, wie lange das einzelne Tier tatsächlich fixiert oder nicht fixiert ist.

Zusammen mit anderen Indikatoren erhalten die Ferkelerzeugerinnen und Ferkelerzeuger aber ein gutes Bild und können stetig an der Verbesserung des Tierwohls auf dem Betrieb arbeiten. 

Letzte Aktualisierung 09.07.2021

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