Betriebsreportage: Jungebermast Betriebsreportage: Jungebermast

Betriebsreportage: Jungebermast auf dem Betrieb Knees

Jungebermast - für Landwirt Martin Knees im schleswig-holsteinischen Örtchen Seth, nur unweit von Bad Oldesloe, ist das kein Buch mit sieben Siegeln. Im Gegenteil: "Ich kann es mir nicht mehr anders und besser vorstellen als es jetzt ist", sagt Knees.

Martin Knees bewirtschaftet seinen Betrieb mit 150 Sauen und 1.500 Mastplätzen im geschlossenen System und ist Berater bei der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein. In ganz Schleswig-Holstein betreut das Beratungsunternehmen Schweinebetriebe in den gängigen Fragen der Ökonomie und des Managements.

Zur Jungebermast ist Knees vor einigen Jahren gekommen - vor allem, weil er die Arbeit des Kastrierens, durchgeführt an Wochenenden im 14-Tages-Rhythmus, als sehr lästig empfand. "Das macht keiner gerne. Und ich wollte das nicht als alternativlos hinnehmen", erinnert er sich. Für das Thema Jungebermast habe er sich schon früher interessiert. Den Ausschlag gab dann der Start der Initiative Tierwohl. "Ich war aber zunächst skeptisch, da es eventuell auch nicht klappen könnte", sagt Knees vor dem Hintergrund, dass es auch Aussteiger aus der Jungebermast gab. Betriebe, auf denen es eben nicht geklappt hat.


BZL-YouTube-Kanal: Jungebermast


Bei Martin Knees klappt es. Seit nunmehr weit über fünf Jahren kastriert er nicht mehr und möchte, wenn es nach ihm ginge, damit auch nicht wieder anfangen. Er setzt Sauen mit dänischer Genetik und als Eber den pietraingeprägten db.77 aus dem BHZP ein. Es gibt in seinem Stall reine Jungebergruppen, aber überwiegend gemischtgeschlechtlich aufgestallte Gruppen mit je 20 Tieren. "Je nachdem, wie es passt von den Würfen her. Beides hat Vor- und Nachteile. Die gemischtgeschlechtliche Aufstallung ist besser fürs Tierverhalten", hat Knees beobachtet.

"Die Futterverwertung bei den Ebern ist das ganz große Plus", erklärt Knees. "Die ist auf jeden Fall deutlich besser als bei Kastraten und auch einen Tick besser als bei Sauen." Knees füttert die Jungeber ad libitum. "Ein Knackpunkt bei der Ebermast ist die geringe tägliche Futteraufnahme der Eber", meint Knees, "deshalb ist ein schmackhaftes Futter sehr wichtig!" Die ad libitum Fütterung trägt zu mehr Ruhe im Stall bei, weil die Tiere meist satt sind und nicht ums Futter kämpfen müssen. Auch Kratz- und Beißspuren sind daher eher die Ausnahme als die Regel; das gefürchtete Penisbeißen bei Tieren, die vor Erregung ausgeschachtet haben, tritt im Stall von Martin Knees nur selten auf.

Dennoch gibt es immer mehrere Tiere in der Krankenbucht. Probleme entstehen meist dann, wenn die Tiere aufreiten oder Rangkämpfe ausführen. "Diese Tiere muss man schnell finden, sie separieren, mit Schmerzmittel behandeln und ihnen in der Krankenbucht Ruhe für die Genesung bieten", meint Knees. Einen Teil der durchs wegfallende Kastrieren eingesparten Zeit muss daher bei der Jungebermast für eine noch gründlichere Tierbeobachtung aufgewendet werden. Knees nutzt die tägliche Gabe von Raufutter, um sich mit voller Aufmerksamkeit dem Gesundheitszustand der Tiere zu widmen. Auch der Klimaführung - bei Knees über die Türganglüftung - kommt eine besondere Rolle zu, damit es den Tieren im Stall gut geht.

"Wenn etwas mal nicht geklappt hat im Stall, dann meist, weil wir die Fütterung umstellen mussten und die Tiere uns durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie damit absolut nicht einverstanden waren", so Knees. Verschiedene Rationen für reine Jungeber- oder Sauengruppen verwendet Knees nicht, rein technisch wäre das in seinem Stall mit Breifütterung auch nicht möglich. Alle Gruppen haben eine kleine Raufutterraufe, dort finden sie immer etwas Beschäftigungsmaterial in Form von Heu. Wird das Heu von den Tieren durch den Spaltenboden getreten, entsteht auf der Gülle eine Schwimmschicht. Ohne Bearbeitung dieser Schwimmschicht werden Fliegen zum Problem und es bilden sich Inseln im Güllekanal. Um die Gülle im Griff zu behalten, wurde teure Mixtechnik im Stall und für das Aufrühren der Güllelagune angeschafft.

Mit seiner Vermarktungsorganisation bespricht Landwirt Knees schon etwa eine Woche im Voraus, wann wie viele Jungeber zur Schlachtreife anstehen. Rückmeldungen über auffällig viele "Stinker" aus seinem Stall hat er bislang nicht bekommen. Die Vermarktung sei und bleibe das große Thema für die Jungebermast. Weil es offenbar nicht gelingt, noch mehr Schlachtunternehmen bzw. deren Abnehmer von der Jungebermast zu überzeugen und die Stückzahlen daher begrenzt sind, seien der Jungebermast Grenzen gesetzt. Zudem habe sich die so genannte "Ebermaske", also das Abrechnungsmodell für Jungeber im Schlachthof, stets zu Ungunsten von Jungebern entwickelt. Knees hält die Jungebermast dennoch für den besten Weg: "Wir nehmen keinerlei Eingriffe am Tier vor, sparen Kastrationskosten und rein produktionstechnisch gibt es so gut wie keine Unterschiede."

Letzte Aktualisierung 16.07.2024

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