Der Der "Kompromiss-Stall"

Der "Kompromiss-Stall"

Aus den drei Haltungskonzepten "Tierwohl-Stall", "Umwelt-Stall" und "Ökonomie-Stall" wurde abschließend gemeinsam ein "Kompromiss-Stall" entwickelt, der die wesentlichen Punkte der drei Fachgruppen für eine nachhaltige Milcherzeugung berücksichtigt. Der Begriff "Kompromiss“ wurde bewusst gewählt, um zu signalisieren, dass die Zielkonflikte für eine zukunftsfähige Milchviehhaltung und nachhaltige Milcherzeugung mit gut abgewogenen Zugeständnissen zu lösen sind. "Kompromiss“ steht aber auch für die Bereitschaft, die Bedürfnisse anderer zu respektieren und anzuerkennen. Hier sind die wichtigsten Eckpunkte:

  • Mehrhäusiger Milchviehstall, der durch seine offene Bauart mit integrierten Laufhöfen ganzjährig Außenklima und direkte Außenklimareize für die Kühe sicherstellt
  • flächenoptimiert als Liegeboxenlaufstall mit planbefestigten Laufgängen und Fressständen
  • die Emissionsflächen sind durch die Strukturierung der Stallfläche verringert und somit die zu erwartenden Emissionen effektiv reduziert
  • zusätzliche Einsparpotenziale durch die zunehmende Automatisierung in der Bewirtschaftung und durch eine getrennte Kot- und Harnerfassung sind möglich
  • möglichst natürliches Stallklima mit Dachbegrünung und himmeloffenen Laufbereichen
  • aufgeständerte Photovoltaik-Module auf dem Dach zur eigenen Energieerzeugung

Kot-Harn-Trennung als wesentliches Element

Die Bemessung der Funktionsbereiche Liegen und Bewegen orientiert sich aus ökonomischen Gründen an den Vorgaben der Haltungsstufe 3 des geplanten staatlichen Tierwohllabels der "Borchert-Kommission",  (Haltungsform mit Zugang zu Außenflächen und Weide, Stand 2021). Um Tierwohl und Tiergerechtheit zu optimieren, sind Tiefboxen und zumindest teilweise verformbare Laufflächen geplant. Die Reinigung der Laufflächen erfolgt mit Gülle aufnehmenden Systemen oder Kotkollektoren sowie emissionsreduzierenden Bodenbelägen durch Kot-Harn-Trennung. Kot aufnehmende Systeme werden über Sensoren gesteuert, um den anfallenden Kot zeitnah zu erfassen und auf kurzem Wege an die Biogasanlage zu übergeben. Auf diesem Wege werden größere Verschmutzungen vermieden, die Trittsicherheit und Klauengesundheit verbessert sowie die Emissionen reduziert. Harn fließt direkt über spezielle Laufflächenbeläge ab, um die Ammoniakbildung und -emission wirkungsvoll zu reduzieren.

Digitalisierung und Automatisierung zukunftsweisend

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Milchviehhaltung kommen zu dem gemeinsamen Schluss, dass Digitalisierung und Automatisierung die Bilanzen sowohl in der Ökonomie, in der Ökologie und vor allem auch im Tierwohl optimieren. Denn die Prozesse können fachlich aufeinander abgestimmt, zeitlich exakt gesteuert und technisch überwacht werden.

In enger Anlehnung an die entsprechenden Anforderungen der Nachhaltigkeit werden z. B. Melkroboter nicht nur zur Reduzierung der Arbeitszeit und zur Optimierung der Arbeitsqualität einsetzt. Sie bringen auch ein Mehr an Tierwohl, da die Kühe die Möglichkeit haben, sich entsprechend ihrer Melkleistung und ihres Laktationsstandes täglich mehrfach melken zu lassen, so die Autoren.

Herausforderung Fütterung meistern

Der Einsatz von Fütterungsrobotern spart gegenüber mit Diesel angetriebenen Futtermischwagen Energie, Futtertischfläche und Emissionen im Stall ein. Zur Reduzierung von Stress und damit zur Optimierung des Tierwohls bleiben die Kühe im "Kompromissstall“, unabhängig von ihrem Laktationsstadium und von ihrer Leistung, in einer festen Gruppe zusammen. Dies stellt die Fütterung vor große Herausforderungen. Um die individuelle Energieversorgung sicherzustellen, sind für den "Kompromissstall“ intelligente Fressgitter geplant. In diesem innovativen Ansatz sollen die Kühe eine tierindividuelle Zugangsberechtigung unmittelbar am Fressplatz erhalten. Auch wenn die technische Umsetzung eines solchen Fressgitters noch nicht in der Praxis verfügbar ist, ist die Idee für die Fachleute richtungsweisend.

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