Über 70 Prozent der heimischen Nutztierrassen sind als gefährdet eingestuft.
Bei Rindern, Schweinen und Ziegen gab es seit der letzten Einstufung in 2021 keine Änderungen. Bei den Pferden wurde die Rasse Beberbecker als einheimische Rasse aufgenommen.
Das Brillenschaf, welches an seinen schwarzen Zeichnungen rund um seine Augen – der "Brille“ – und den schwarzen Ohrenspitzen erkennbar ist, wurde von der "Beobachtungspopulation“ in die "Erhaltungspopulation“ zurückgestuft. Die Rasse kommt eher im Süden Deutschlands vor und kann auch in niederschlagsreichen Gebieten eingesetzt werden.
Das Schwarzköpfige Fleischschaf, das zu den wichtigsten Wirtschaftsrassen in Deutschland zählt, wurde aufgrund des sinkenden Bestands an Zuchttieren erstmals als gefährdet eingestuft.
Geflügel- und Kaninchenrassen: 47 von 85 Rassen gefährdet
Positive Veränderungen gab es bei diesen Hühnerrassen: Ramelsloher, Nackthalshühner, Augsburger, Sachsenhühner, Westfälische Totleger, Mechelner und Deutsche Reichshühner. Diese positiven Entwicklungen sind unter anderem mit dem Trend verbunden, Hühner im eigenen Garten zu halten. Nur die Rasse der Rheinländer folgte nicht dem positiven Trend – sie wurde in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft.
Bei den Entenrassen zeigten die Landenten und die Deutschen Pekingenten zunehmende Bestandszahlen und konnten als weniger gefährdet eingestuft werden. Kritisch ist es bei den Bayerischen Landgänsen, die nach den letzten Bestandsmeldungen als stark gefährdet gelten.
Die Kaninchenrassen Meißner Widder, Rheinische Schecken und Englische Widder wurden aufgrund sinkender Bestandszahlen in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft. Die Englischen Widder gelten nun als extrem gefährdet. Der Rückgang der Rassekaninchenbestände ist vor allem mit dem Rückgang der Züchterinnen und Züchter zu erklären.
Warum sind einheimische Nutztierrassen wichtig?
Einheimische Nutztierrassen sind deshalb von großer Bedeutung, weil sie häufig an die jeweiligen Regionen angepasst sind. Das macht sie zu prädestinierten Pflegern genau dieser Landschaften.
Die Tiere können zum Beispiel an Orten eingesetzt werden, an denen Maschinen an ihre Grenzen kommen, wie zum Beispiel an starken Hanglagen und in Gebirgsregionen und schaffen dort unter anderem artenreiche Lebensräume für Insekten, Pflanzen und viele Wildtiere. Mit dem Einsatz der alten Rassen zur Landschaftspflege werden gleich zwei Kulturgüter erhalten: einheimische Nutztierrassen und die Kulturlandschaft.
Zudem bietet die Erhaltung einheimischer Nutztierrassen Chancen, die Tierzucht an sich ändernde Bedingungen wie den Klimawandel anzupassen.
Neu: Übersichtsposter aller einheimischer Nutztierrassen
Das Informations- und Koordinationszentrum Biologische Vielfalt (IBV) in der BLE hat das Design der Roten Liste überarbeitet und anschaulicher gestaltet. Zudem gibt es nun Poster zu allen einheimischen Nutztierrassen und deren Gefährdung in Deutschland.
Die Poster sowie die Broschüre "Einheimische Nutztierrassen in Deutschland und Rote Liste gefährdeter Nutztierrassen 2023“ stehen unter https://www.genres.de/fachportale/nutztiere/rote-liste-nutztierrassen zur Verfügung.
Druckexemplare der Broschüre können per Mail an ibv@ble.de vorbestellt werden.
Quelle: BLE